Brandenburg: Skandal-Minister Wolf tot in Badewanne gefunden

Jochen Wolf 2014: Nach seiner Haft wegen Anstiftung zum Mord lebte er einsam und verbittert​

Jochen Wolf 2014: Nach seiner Haft wegen Anstiftung zum Mord lebte er einsam und verbittert​

Foto: Peter Müller BILD
Von: Michael Sauerbier

Potsdam – Eine Ehefrau brachte sich um, die Geliebte erschoss sich. 2001 verurteilte ihn das Landgericht Potsdam wegen versuchter Anstiftung zum Mord an seiner vierten Ehefrau zu fünf Jahren Gefängnis. Jetzt ist Brandenburgs früherer Verkehrsminister Jochen Wolf (80, früher SPD) selbst tot aufgefunden worden.

Er lag tot in der Badewanne seiner Wohnung. „Fremdverschulden ist ausgeschlossen“, so der Chef der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Wilfried Lehmann (60) zu BILD, „Das Todesermittlungsverfahren ist abgeschlossen.“

Am Mittwoch hatte eine betagte Nachbarin die Polizei zu Wolfs Wohnung in Brandenburg/Havel gerufen. Die Beamten sollen den Ex-Minister leblos in seiner Badewanne gefunden haben. Nach BILD-Informationen litt er an einer schweren Krankheit, soll weitere Behandlungen abgelehnt haben.

Wolfs vierte Frau Ursula (75) ist ​nicht traurig über den Tod ihres Ex-Mannes

Wolfs vierte Frau Ursula (75) ist ​nicht traurig über den Tod ihres Ex-Mannes

Foto: picture-alliance / dpa .

Das Ende eines schillernden Lebens voller Skandale und Grausamkeiten. Wolfs erste Frau Kristina hatte sich nach sechs Ehejahren scheiden lassen. Seine zweite Frau Erika brachte sich um. Wolfs dritte Ehe mit Gabriele hielt 1975 nur für acht Wochen.

► Ursula Wolf (75), letzte Ehefrau von Jochen Wolf zu BILD: „Ich weiß nicht, ob mich die Todesnachricht sehr traurig macht. Wir hatten seit seiner Verhaftung keinen Kontakt. Nach seiner Haftentlassung 2005 habe ich mich scheiden lassen. Er hat in seinem Leben vielen Menschen weh getan.“

Im Mauerfall-Jahr 1989 war Wolf Mitbegründer der Ost-SPD. Nach der Wiedervereinigung wurde er Gründungsbeauftragter des Landes Brandenburg. Mit Hilfe des Partnerlands Nordrhein-Westfalen baute er die Landesverwaltung auf.

Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) machte ihn zum Bau- und Verkehrsminister. Doch schon 1993 stürzte Wolf über einen Korruptionsskandal, wurde 1999 wegen Vorteilsannahme zu einer Geldstrafe verurteilt.

Doch der Ex-Minister klagte sich in den Landesdienst zurück: Bis 1997 war Wolf „Sonderbeauftragter für Osteuropa“ im Wirtschaftsministerium. Bei seinen Reisen lernte er die junge Ukrainerin Oksana (25) kennen. Er versprach ihr die Ehe – doch Wolfs vierte Frau Ursula wollte sich nicht scheiden lassen.

Wolfs Freundin Oksana (25) ​erschoss sich 1998

Wolfs Freundin Oksana (25) ​erschoss sich 1998

Foto: BZ-Spikermann .

1998 dann der Skandal: Oksana lauerte Ursula Wolf im Wald mit einer Pistole auf. Doch die sportliche Joggerin konnte ihr entkommen. Darauf erschoss sich die Ukrainerin in Wolfs Potsdamer Wohnung – in seiner Badewanne!

Der Ex-Minister sann auf Rache. Wolf heuerte einen Auftragskiller an. Für 15 000 D-Mark sollte er seine Frau Ursula ermorden. Doch der Mann informierte die Polizei.

Bei der Geldübergabe am Berliner Bahnhof Zoo wurde Wolf im Juli 2001 von Zielfahndern verhaftet. In der U-Haft schnitt er sich die Pulsadern auf, konnte aber gerettet werden.

Im Februar 2002 verurteilte ihn das Potsdamer Landgericht wegen Anstiftung zum Mord zu fünf Jahren Haft. Wegen guter Führung wurde Wolf nach Verbüßung von zwei Dritteln der Haftzeit 2004 aus dem Gefängnis Brandenburg/Havel entlassen.

Wolf im Jahr 2002 beim Prozessbeginn im Verhandlungssaal des Potsdamer Landgerichts

Wolf im Jahr 2002 beim Prozessbeginn im Verhandlungssaal des Potsdamer Landgerichts

Foto: picture-alliance / ZB .

Er bezog eine kleine Wohnung in der Stadt. Um ungestört leben zu können, ließ er sich im Internet-Lexikon „Wikipedia“ für tot erklären. Doch BILD spürte Wolf 2014 zu Hause auf. „Ich muss mit 1100 Euro Rente auskommen“, jammerte er. Alte Freunde hatten sich von abgewandt, seine Kinder Kontakt abgebrochen.

Bereut hat er nichts, bis zum Schluss. Stattdessen Selbstmitleid. „Ich bin ein Opfer meiner familiären Umstände in der Kindheit“, sagte Wolf zu BILD, „ich hätte nichts anders machen können.“

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