Bis zu 50 000 Euro Strafe: Knallhartes Knall-Verbot in Berlin

An Silvester darf nur zwischen 18 Uhr und 7 Uhr früh geböllert werden

Bei der nicht öffentlichen Silvester-Party am Brandenburger Tor dürfen zum Jahreswechsel Raketen gezündet werden– aber nur von der damit beauftragten Firma

Bei der nicht öffentlichen Silvester-Party am Brandenburger Tor dürfen zum Jahreswechsel Raketen gezündet werden– aber nur von der damit beauftragten Firma

Foto: dpa
Von: Hildburg Bruns

Berlin – Die zwölf Bezirke sind sich einig: Böller dürfen Silvester vor 18 Uhr nicht gezündet werden und Neujahr nicht mehr nach 7 Uhr – also maximal 13 Stunden ist das Knallen zum Jahreswechsel erlaubt!

Denn trotz des bundesweiten Verkaufsverbots von Feuerwerk für Privathaushalte wird es knallen in der Hauptstadt: mit in Polen gekauften Böllern, die EU zertifiziert sind. Oder es wird mit Restbeständen gekracht. Aber Vorsicht: an vielen Straßen ist auch das nicht erlaubt!

An Silvester und Neujahr hat der Senat für 53 Straßenbereiche Ansammlungen von Menschen verboten und auch jegliche Verwendung von Feuerwerk. Darunter sind zahlreiche Feier- und Party-Hotspots (siehe Karte). Ausnahmen gibt‘s nur für genehmigte, professionelle Feuerwerke.

Und Berlins bisheriger Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte bereits Anfang Dezember nach dem Polizeigesetz Feuerwerks-Einschränkungen an Silvester (18 bis 6 Uhr) an bestimmten Zonen erlassen:

Alexanderplatz (Mitte), weil hier 2018/19 Polenböller, Schreckschusswaffen und Raketen aus der Hand abgefeuert wurden. Zwischen Berolinahaus, Alexanderhaus, der Hochhausbaustelle und Galeria Kaufhof dürfen Silvester ab 18 Uhr keine Feuerwerks-Gegenstände mitgeführt werden.

Karte/Map: Silvester-Böller-Verbotszone Alexanderplatz - Infografik

► Um die Haftanstalt Moabit, wo es durch das Werfen von Pyro-Gegenständen allein 2018/19 zu 180 Fehlalarmen kam. Die Lage wurde unübersichtlich, einem U-Häftling gelang die Flucht. In den angrenzenden Straßen der JVA Moabit sind ab 18 Uhr Mitführen und Verwenden von Feuerwerkskörpern verboten.

Karte/Map: Silvester-Böller-Verbotszone Alt-Moabit - Infografik

Steinmetzkiez (Schöneberg), wo Einsatzkräfte und Passanten immer wieder gezielt von Jugendgruppen mit Pyrotechnik attackiert wurden. Hier gab es auch 2020 schon Einschränkungen. Trotzdem wurden 29 Straftaten festgestellt (u.a. Landfriedensbruch, Verstöße gegens Waffengesetz), es gab 21 Anzeigen. Dabei wurden bei Vorkontrollen schon 109 Pyro-Gegenstände einkassiert.

Karte/Map: Silvester-Böller-Verbotszone Steinmetzkiez - Infografik

Pariser Platz: Von 14 bis 3 Uhr am Neujahrsmorgen ist der Bereich ums Brandenburger Tor tabu. Hier haben nur Botschafts-Mitarbeiter und Anrainer Zutritt. Zudem gibt es die nicht öffentliche Silvester-Party mit 600 geladenen Gästen auf der Straße des 17. Juni.

Karte/Map: Silvester-Böller-Verbotszone Pariser Platz - Infografik

Die Ordnungsämter werden Verstöße gegen die Böller-Auflagen mit bis zu 50.000 Euro ahnden.

Böllern ist aber auch ohne Randale gefährlich. Allein das bloße Rum-Knallen kann unser Gehör dauerhaft schädigen, warnen Ohrenärzte. Denn es kann mit 130 bis 175 Dezibel krachen, lauter als ein Presslufthammer lärmt. Knalltrauma, Schwerhörigkeit und anhaltende Ohrgeräusche können die Folge sein. Betroffene hören zum Beispiel hohe Klingelgeräusche schlechter.

Der Alexanderplatz ist eine der Böller-Verbotszonen

Der Alexanderplatz ist eine der Böller-Verbotszonen

Foto: dpa

Die mit Schwarzpulver in geleimtem Papier fabrizierten Böller sind zudem besonders gefährlich für Schwangere. Geflüchtete Menschen aus Kriegsgebieten erinnern sich an schlimme Ereignisse, Vögel werden aufgeschreckt, fliegen panisch bis zu 1000 Meter hoch – zehnmal höher als sonst.

Kapek fordert noch strengere Regeln

Vorbild Potsdam? Für die designierte Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek (45) sollte das stadtweite Böllerverbot auch in der deutschen Hauptstadt gelten.

Grünen-FraktionschefinAntje Kapek (45)

Grünen-FraktionschefinAntje Kapek (45)

Foto: picture alliance/dpa

Die Grünen-Politikerin twitterte: „Stattdessen ein zentral-organisiertes Feuerwerk! So behalten die Kinder ihre leuchtenden Augen und ihre Finger.“

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In Brandenburgs Hauptstadt Potsdam darf auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen an Silvester und Neujahr kein Feuerwerk gezündet werden. Erlaubt sind nur Wunderkerzen, Tischfeuerwerke, Knallerbsen.

Kriegsähnliche Zustände in BerlinRaketen auf Menschen geschossen, Polizisten umzingelt

Quelle: BILD / Michael Pfleging
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