Einsamer Corona-Tod im Pflegeheim: „Ich konnte meine liebe Mutter nicht lebend sehen“

Susanne K. (51) und Nordika D. (87). Die Tochter, die Krankenschwester ist, konnte ihrer Mutter nicht beistehen

Susanne K. (51) und Nordika D. (87). Die Tochter, die Krankenschwester ist, konnte ihrer Mutter nicht beistehen

Foto: Privat
Von: Sara Orlos Fernandes

Berlin – Susanne K. (51) trauert um ihre Mutter Nordika D. (87). Sie starb am 16. Dezember mit Corona in einem Mariendorfer Pflegeheim.

„Leider konnte ich meine liebe Mutter nicht noch einmal lebend sehen“, klagt Susanne K. an.

Nordika D. stand seit Anfang November unter Quarantäne. Sie durfte zunächst ihre Wohnetage, dann ihr Zimmer nicht mehr verlassen. Doch schon bei den Besuchen davor war der Abstand zwischen Mutter und Tochter groß. Sie durften sich nur über eine Scheibe sehen. Keine Umarmung, keine Nähe.

Im Dezember verbreitete sich das Virus in der Pflegeeinrichtung rasant. Am 10. Dezember wurde dann auch Nordika D. positiv auf Corona getestet. Sechs Tage später starb sie plötzlich.

Im letzten Telefonat mit ihrer Tochter klagte sie über Atemnot. „Sie hat zu mir gesagt, sie findet den Notfallknopf nicht. Das war unser letztes Gespräch“, berichtet die Krankenschwester. Dabei hatte die Tochter noch darum gekämpft, dass ihre Mama ein Beatmungsgerät bekommt. Doch als das entsprechende Rezept ausgestellt wurde, war es zu spät: Zwei Tage zuvor war Nordika D. gestorben.

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Als Susanne K. nach neun Monaten das erste Mal das Heimzimmer betritt, ist sie schockiert: „Da roch es nach Tod.“

Was ihr bleibt ist die Erinnerung an ihre muntere Mutter. „Sie hatte noch viel Lebensfreude. Sie hat für die Frühchen-Station des St.-Joseph-Krankenhauses Mützen und Söckchen gestrickt, Zeitung gelesen und viel gerätselt. Es war nicht abzusehen, dass sie so schnell stirbt“, sagt Susanne K.

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