Berliner fordern: Unser Kiosk darf nicht abgerissen werden!

Die Anwohner kämpfen für den Erhalt ihres Kiosks an der Basler Straße in Berlin-Lichterfelde

Die Anwohner kämpfen für den Erhalt ihres Kiosks an der Basler Straße in Berlin-Lichterfelde

Foto: Olaf Selchow
Von: Sabine Klier

Berlin – Nach 60 Jahren soll der kleine Laden vor dem S-Bahnhof Lichterfelde verschwinden. Tausende Berliner fordern den Erhalt.

Hier ist rund um die Uhr geöffnet, sieben Tage die Woche. 15 000 Kunden kommen jeden Monat in den Kiez-Kiosk am S-Bahnhof Lichterfelde. Jetzt soll der sympathische Laden verschwinden!

Der Laden soll weg, damit eine fußgängerfreundliche Kreuzungs-Querung gebaut werden kann

Der Laden soll weg, damit eine fußgängerfreundliche Kreuzungs-Querung gebaut werden kann

Foto: Olaf Selchow

Die ehemalige Bezirksstadträtin für Immobilien, Umwelt und Tiefbau und zukünftige Bürgermeisterin Maren Schellenberg (59, Grüne) will den Bahnhofsvorplatz fußgängerfreundlich und behindertengerecht umgestalten.

Der Kiosk ist dabei angeblich im Weg, soll bis Ende Dezember weg. Viele Anwohner sind sauer. Sie sagen: „Unser Kiosk darf nicht abgerissen werden!“

Die künftige Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (59, Grüne) will den Abriss

Die künftige Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (59, Grüne) will den Abriss

Foto: Jorzig Rechtsanwälte
Ugur Ciftci (41) betreibt den Kiosk zusammen mit seiner Frau seit 2007. Jetzt soll er ihn bis Ende Dezember abreißen

Ugur Ciftci (41) betreibt den Kiosk zusammen mit seiner Frau seit 2007. Jetzt soll er ihn bis Ende Dezember abreißen

Foto: Olaf Selchow

Vor einer Woche wurde deshalb eine Unterschriftenkampagne gestartet. Schon 3500 Berliner haben unterzeichnet – auch Peter Fox, Frontmann der Band Seed.

Der kleine Kiosk steht seit 60 Jahren an der Baseler Straße 1. Seit 2007 betreibt ihn Ugur Ciftci (41) zusammen mit seiner Frau. Im Sortiment sind 1000 Zeitschriften und Zeitungen, BVG-Karten und Lotto-Scheine.

Anwälte sind eingeschaltet

„Und es ist nicht nur ein Kiosk, das ist eine Sozialstation“, sagt Michael Bärlein (77), der hier täglich seine Zeitungen kauft. Der Chef kennt viele Kunden mit Namen. „Hier bekomme ich auch mal eine BVG-Karte und muss erst am nächsten Tag bezahlen“, sagt Bärlein.

„Hier kaufe ich immer meine Süßigkeiten“. Die kleine Hanna (9) und ihre Familie unterschrieben auch

„Hier kaufe ich immer meine Süßigkeiten“. Die kleine Hanna (9) und ihre Familie unterschrieben auch

Foto: Olaf Selchow
Ex-Stadtrat Norbert Schmidt (71) hatte den Kiosk einst genehmigt. Er sagt: „Die Entscheidung, ihn abzureißen, ist nicht nachvollziehbar“

Ex-Stadtrat Norbert Schmidt (71) hatte den Kiosk einst genehmigt. Er sagt: „Die Entscheidung, ihn abzureißen, ist nicht nachvollziehbar“

Foto: Olaf Selchow

Auch Studentin Leonie (20, Name geändert) kämpft für den Kiosk. „Als ich 14 war, hat mich ein Mann in der S-Bahn belästigt und ist mir gefolgt. Herr Ciftci hat mir geholfen“, sagt sie. „Der erleuchtete Kiosk gibt mir abends immer ein sicheres Gefühl.“

Den Umbau des Bahnhofsvorplatzes begrüßen viele, nur eben nicht den geplanten Kiosk-Abriss. „Was hier Schwerbehinderte stört, sind die Poller und Fahrradständer“, sagt Antje Kern (81), die auf einen Rollator angewiesen ist.

Zwei Anwälte haben sich bereits eingeschaltet. Chef Ugur Ciftci hofft auf ein Einlenken des Bezirksamtes. Ein alternativer Standort wurde ihm noch nicht angeboten. Er bangt um seine Existenz, seine sieben Angestellten um ihre Jobs.

► Am Montag teilte das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf mit, dass die Sondernutzungserlaubnis für den Kiosk um ein Jahr verlängert wird, „allerdings verbunden mit der Aufforderung, nicht genehmigten Anbauten abzubauen“, heißt es in der Mitteilung des Bezirksamtes. 

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