Auf Zweitimpfung soll zunächst verzichtet werden: Berliner Amtsarzt fordert den Piks für alle

Amtsarzt Nicolai Savaskan (47) fordert AstraZeneca-Impfungen rund um die Uhr

Amtsarzt Nicolai Savaskan (47) fordert AstraZeneca-Impfungen rund um die Uhr

Foto: Stefanie Herbst
Von: Johannes Malinowski

„Bevor der AstraZenica Impfstoff in den Kühlschränken vergammelt, sollte er jetzt schnell unter die Menschen gebracht werden – Und das im 24-7 Tempo!“

Berlin – Seit Donnerstag ist der Astrazeneca-Impfstoff in der Hauptstadt für alle freigegeben. Der Senat hat die Priorisierung aufgehoben. Für Amtsarzt Dr. Nicolai Savaskan (47) aus Berlin-Neukölln ist die Entscheidung folgerichtig.

Karte/Map: Corona-Impfmonitoring in den Bundesländern – Infografik

Um den Impfstoff gab es immer wieder Debatten. In seltenen Fällen gab es Geimpfte mit Blutgerinseln (Thrombosen). Savaskan: „Das kommunikative Fiasko mit diesem im Grunde guten Impfstoff ist mehr als ärgerlich, zumal wir ja eine Bundesbehörde für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben.“

Die befasse sich gerade lieber mit Jucken im Schritt, sagt der Arzt und verweist damit auf eine aktuelle Plakatkampagne der BZgA. „In einer Pandemie mit Kontaktbeschränkungen, wo wir uns nicht einmal die Hände mehr geben, kann man wirklich nicht weiter daneben liegen, als über sexuell übertragbare Krankheiten die deutschen Städte zu plakatieren.“

Savaskan fordert einen nationalen Pandemierat, in dem die BZgA gemeinsam mit dem Robert Koch Institut (RKI), dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI), dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) vertreten sind. Die könnten sich gemeinsam abstimmen und ihre Expertise einbringen. „Dann wäre vieles runder und aus einem Guss und für die politischen Entscheidungsträger auch einfacher zu gestalten“, so Savaskan.

Mit Blick auf die hohen Inzidenzwerte und die steigenden Zahlen an Intensivpatienten fordert Savaskan einen Impf-Turbo.

Heatmap: 7-Tage-Inzidenzen in Berlin - Infografik

„Wir sollten auf die Zweitimpfung zugunsten eines Erstimpfschutzes für die Masse verzichten“, sagt er. Die Studienlage sei sehr klar. „Sie sagt, dass man nach der ersten Impfung keine schweren Verläufe mehr erfährt.“

Das sei neben maximalem Testen als Schutzschirm wichtig, um die Intensivkapazitäten zu schonen. Mit der Perspektive auf genug Impfstoff im dritten Quartal müsse man auf die Situation jetzt pragmatisch reagieren.

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