Vietnamesinnen zur Prostitution gezwungen: Razzia gegen Menschenhändler in Berlin

Obdachlose als Schein-Väter vermittelt

Die Bundespolizei rückte am Mittwoch an mehreren Objekten in Berlin an

Die Bundespolizei rückte am Mittwoch an mehreren Objekten in Berlin an

Foto: spreepicture
Von: Max Kiewel, Dirk Böttger und Axel Lier

Berlin – Am Mittwoch um 5.30 Uhr schlug die Bundespolizei in der Hauptstadt zu. Razzia gegen Menschenhändler!

Die Razzia ist eine Folge-Durchsuchung, nachdem bereits im Mai Menschenhändler gefasst wurden

Die Razzia ist eine Folge-Durchsuchung, nachdem bereits im Mai Menschenhändler gefasst wurden

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Es geht um vietnamesische Frauen, die zur Prostitution gezwungen wurden und deutsche Männer, die gegen Geld Schein-Vaterschaften für die Kinder dieser Frauen eingegangen sind. So konnten die Kinder und in dessen Folge auch die Mütter die deutsche Staatsangehörigkeit erlangen.

Die Schein-Väter werden in den meisten Fällen im Obdachlosen- oder Drogen-Milieu rekrutiert und bekommen zwischen 3000 und 6000 Euro. Die Vermittlung dieser falschen Väter kostet zwischen 5000 und 15 000 Euro, teilte die Bundespolizei mit.

Ein Beamter trägt eine Ramme aus dem Haus

Ein Beamter trägt eine Ramme aus dem Haus

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Wie geht es dann weiter? Bei den Männern handelt es sich weder um den biologischen Vater des Kindes, noch um einen, der die Vaterrolle ausüben möchte. Es geht ums Geld auf der einen und um die deutsche Staatsangehörigkeit auf der anderen Seite. Die bekommen Kinder automatisch, wenn der anerkennende Vater deutscher Staatsbürger ist – und noch wichtiger: auch die Kindsmutter und ggf. deren Ehemann bekommen ein Daueraufenthaltsrecht in Deutschland.

650 Bundespolizisten durchsuchten am Mittwoch gleichzeitig 38 Objekte in Berlin sowie je ein Objekt in Potsdam (Brandenburg), Spremberg (Brandenburg) und Sondershausen (Thüringen) nach Beweisen.

Die Polizei geht insgesamt gegen 23 vietnamesische Frauen und 18 deutsche Männer vor, die man nach einer Razzia im vergangenen November ermitteln konnte. Damals fanden auch Durchsuchungen bei einer 52 Jahre alten Frau statt, die als Patin die Einschleusungen der vietnamesischen Frauen und deren Vermittlung an deutsche Männer geleitet haben soll. Damals wurde das Handy der Patin gefunden und entschlüsselt.

Einsatzkräfte betreten ein Haus in Berlin

Einsatzkräfte betreten ein Haus in Berlin

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Laut RBB wird auch gegen mehrere Notare aus dem Großraum Berlin ermittelt. Die Berliner Staatsanwaltschaft bestätigte diese Information zunächst nicht. Was im Rahmen der Durchsuchungen gefunden wurde und ob es Festnahmen gab, wurde zunächst nicht bekannt.

„Es gibt wenig Perfideres als Menschenhandel, weil hier die Not und Hilflosigkeit von Menschen skrupellos ausgenutzt wird und man sich am Elend anderer bereichert“, teilte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) am Mittwoch mit.

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