Bei verbotener Demo in Berlin: Kollabierter „Querdenker“ starb an Herzinfarkt

Journalist in Kreuzberg von Fahrrad gezerrt und verprügelt

Polizeiaufgebot in Berlin: Mehrere Demonstrationen waren verboten worden, darunter eine Kundgebung der Stuttgarter „Querdenken“-Initiative. Gekommen sind viele Menschen dennoch

Polizeiaufgebot in Berlin: Mehrere Demonstrationen waren verboten worden, darunter eine Kundgebung der Stuttgarter „Querdenken“-Initiative. Gekommen sind viele Menschen dennoch

Foto: Fabian Sommer/dpa

Bei der nicht genehmigten „Querdenken“-Demonstration in Berlin ist am Sonntag ein Demonstrant kollabiert und anschließend in der Berliner Charité gestorben.

Wie die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstagabend mitteilte, hat der Mann einen Herzinfarkt erlitten. Das ist demnach das vorläufige Ergebnis der durchgeführten Obduktion.

Der Mann hatte im Zuge einer Identitätsfeststellung bei der Demonstration am Sonntagnachmittag über ein Kribbeln in Arm und Brust geklagt. Durch polizeiliche Einsatzkräfte seien sofort Erstmaßnahmen getroffen worden, bis sich ein alarmierter Rettungswagen unmittelbar der Versorgung angenommen habe.

Zuvor habe der 49-Jährige gegen 16:20 Uhr eine Polizeisperre durchbrochen und dabei einen Polizeibeamten umgerissen und verletzt. Daraufhin wurde er wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte vorläufig festgenommen.

Der Mann sei später aber in der Charité gestorben. Der vorschriftsgemäßen Praxis folgend sei ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Verbotene „Querdenker“-Demo Tausende Demonstranten, 600 Festnahmen in Berlin

Quelle: BILD/Martin Heller/WELT, Reuters

Trotz des Verbots mehrerer Demonstrationen, auch aus der „Querdenker“-Szene, waren in Berlin Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Dabei kam es am Sonntag mehrfach zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei.

Wie die Polizei Berlin am Dienstagabend mitteilte, habe es knapp 1000 Festnahmen gegeben. Die Einsatzkräfte leiteten allein am Sonntag 503 Ermittlungsverfahren unter anderem wegen des Verdachts des Widerstandes in 59 und des tätlichen Angriffes gegen Vollstreckungsbeamte in 43 Fällen ein.

Außerdem schrieben die Beamten Anzeigen wegen des Verdachts des besonders schweren Landfriedensbruchs, der Gefangenenbefreiung, des Verstoßes gegen das Versammlungsfreiheitsgesetz, darunter 238-mal wegen der Teilnahme an einer verbotenen Versammlung, aber auch wegen Verstößen gegen die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung des Landes Berlin.

60 Polizistinnen und Polizisten wurden bei der verbotenen Demo teilweise schwer verletzt. Insgesamt waren 2200 Einsatzkräfte vor Ort.

Gewaltsamer Übergriff auf Journalisten

Zu einer brutalen Attacke auf einen Journalisten kam es am Rande der Proteste in Kreuzberg. Jörg Reichel, der Berlin-Brandenburger Landesgeschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU) in Verdi, wurde am Rande der Proteste brutal attackiert.

Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, wurde Reichel am Sonntag von mehreren Menschen vom Fahrrad gezerrt und dann geschlagen und getreten. Erst durch das Eingreifen von Passanten hätte man von ihm abgelassen. Der Gewerkschafter habe Verletzungen an Schulter und Beinen erlitten und befinde sich derzeit im Krankenhaus.

„Wir sind zutiefst bestürzt und stehen solidarisch an der Seite unseres Kollegen, der seit dem vergangenen Jahr unter großem persönlichem Einsatz die Kundgebungen der sogenannten Querdenker beobachtet und dort für die Medienschaffenden und die Pressefreiheit eintritt“, erklärte die Bundesgeschäftsführerin der DJU in Verdi, Monique Hofmann.

Reichel sei bereits seit Monaten aus der „Querdenken“-Szene diffamiert und bedroht worden, erklärte Hofmann. Sein Name und Foto kursierten in einschlägigen Telegram-Kanälen. „Jörg hat sich davon nicht einschüchtern lassen und weitergemacht.“

Polizei beendet Demo in der Nacht

In der Nacht zu Montag kam es am Lustgarten in Berlin-Mitte zu einem größeren Einsatz der Polizei.

Polizisten am Alten Museum in Berlin-Mitte, wo sich zahlreiche Menschen zur einer nicht angemeldeten Demo versammelten

Polizisten am Alten Museum in Berlin-Mitte, wo sich zahlreiche Menschen zur einer nicht angemeldeten Demo versammelten

Foto: spreepicture

Ersten Informationen zufolge versammelten sich auf den Treppen des „Alten Museums“ Dutzende Menschen und wollten protestieren. Da es sich um eine nicht angemeldete Demo handelte, rückte die Polizei an, versuchte das Areal zu räumen.

Dabei soll es zu Rangeleien zwischen Beamten und Demonstranten gekommen sein. Nach BILD-Informationen sollen auch Flaschen geworfen worden sein.

Auch hier kam es zu Rangeleien mit Beamten

Auch hier kam es zu Rangeleien mit Beamten

Foto: spreepicture

Schließlich konnte die Versammlung aufgelöst werden. Ob es sich bei der Menschenmenge um Teilnehmer der „Querdenker“-Proteste vom Sonntag handelt, ist noch unklar.

Weitere Demos am Montag verboten

Drei für Montag geplante Demonstrationen gegen die Corona-Politik in Berlin sind nach Angaben der Polizei untersagt worden.

Untersagt sind zwei geplante Aufzüge auf der Straße des 17. Juni unter dem Titel „Das Jahr der Freiheit und des Friedens“, für die bis zu 10 000 Teilnehmer angemeldet waren.

Verboten wurde auch eine Versammlung am Potsdamer Platz unter der Überschrift „Freies Leben, freie Liebe“ mit 1000 Teilnehmern, wie eine Polizeisprecherin am Montag sagte.

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