Musikerin spricht von Kollaps und Wiederbelebung: Spritzen-Attacke im Szene-Club Berghain?

Mehrere hundert Menschen stehen vor dem Berghain an, einem der bekanntesten Clubs der Hauptstadt (Archivfoto)

Mehrere hundert Menschen stehen vor dem Berghain an, einem der bekanntesten Clubs der Hauptstadt (Archivfoto)

Foto: Christophe Gateau/dpa
Von: Charleen Eckert und Stefan Ferrari

Berlin – Die australische Sängerin Zoé Zanias ist nach eigenen Angaben im Berliner Szene-Club Berghain mit einer Spritze attackiert worden, musste reanimiert werden.

Auf Instagram berichtet Zanias (bürgerlich Alison Lewis), dass sie auf der Tanzfläche Atemprobleme bekam, zusammenbrach und wiederbelebt werden musste. Die Sängerin schreibt: „Ich spürte ein Taubheitsgefühl, eine vorübergehende Amnesie, einen trockenen Mund und Halsschmerzen.“

Zoé Zanias aus Australien behauptet, im Berliner Berghain Opfer einer Spritzen-Attacke geworden zu sein

Zoé Zanias aus Australien behauptet, im Berliner Berghain Opfer einer Spritzen-Attacke geworden zu sein

Foto: Instagram/zoe_zanias
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Auf ihrem Arm will sie eine Einstichstelle gefunden haben, die auf „Needle Spiking“ hindeuten soll.

Bei diesem Phänomen wird den Betroffenen eine Substanz injiziert, um sie unter Drogen zu setzen. Erste Fälle wurden Ende 2021 aus Großbritannien und Frankreich gemeldet. Allein im September und Oktober 2021 registrierte die britische Polizei mehr als 200 Nadel-Attacken, bei denen Personen mit Drogen in Spritzen oder K.-o.-Tropfen in Getränken angegriffen wurden.

Am 25. Mai wurde das Jugendfestival „We R Young“ in Hasselt (Belgien) abgebrochen, nachdem mehrere junge Frauen von ähnlichen Symptomen wie Zanias berichtet hatten.

Schwappt das „Spiking“-Phänomen nun auch nach Deutschland?

Kein Einsatz, keine Anzeige, kein Bluttest

Auf BILD-Anfrage teilte die Berliner Polizei mit, dass zu dem Vorfall, den Sängerin Zanias auf Instagram beschreibt, keine Anzeige vorliege und der Fall weder bei der Polizei noch bei der Berliner Feuerwehr verzeichnet sei. Es gab auch keinen Rettungseinsatz in dem Club.

Ein Polizeisprecher zu BILD: „Von wem die Frau reanimiert wurde, ist unklar. Aber jedenfalls nicht von Berliner Rettungskräften.“ Es gebe auch keine vergleichbaren Anzeigen.

Es ist unklar, ob Zanias wirklich Opfer eines „Needle Spiking“-Angriffs wurde. Die Sängerin hat nach dem Vorfall keinen Bluttest durchführen lassen.

Zanias hatte nach eigenen Angaben keinen Blackout, vielmehr erlebte sie die gesamte Situation wie einen „abstrakten psychedelischen Horrortrip“, so ihre Schilderung. Auch nach dem Einsatz der Rettungskräfte sei sie völlig benommen gewesen, konnte weder gehen, hören und kaum sehen. „Ich war total orientierungslos und bin noch immer traumatisiert“, schreibt sie weiter.

Auf Instagram folgen der Sängerin mehr als 18 600 Fans – Zanias zeigt sich dort auf der Bühne und am Strand

Auf Instagram folgen der Sängerin mehr als 18 600 Fans – Zanias zeigt sich dort auf der Bühne und am Strand

Foto: Instagram/zoe_zanias

Die Berliner Clubkommission zeigt sich beunruhigt, hat jedoch bislang ebenfalls keine Kenntnis von „Spiking“-Angriffen. Gegenüber der „Berliner Morgenpost“ hieß es, man wolle sich mit den zuständigen Fachstellen austauschen, keine Panik schüren.

Laut der Zeitung gab es von 2019 bis 2021 in Berlin insgesamt 445 Straftaten in Zusammenhang mit K.-o.-Tropfen. Spritzen-Angriffe seien den Ermittlern nicht bekannt.

In Kommentaren unter Zanias' Instagram-Posting melden sich Leute, die oder deren Freunde vergleichbare Situationen in Clubs und im Berghain erlebt haben wollen.

Zweite Frau meldet Attacke auf der Tanzfläche

In der Nacht von Sonntag auf Montag will eine zweite Frau auf der Tanzfläche des Berliner Szene-Clubs attackiert worden sein. Auf ihrem Instagram-Profil schreibt „Liflia“: „Der Typ stand mittig auf dem Berghain Dancefloor, hat meine Hand gepackt und angefangen, sie zu küssen. Gleichzeitig hat er mir die andere Hand auf den Bauch gelegt, die Nadel muss zwischen den Fingern gewesen sein.“

Teaser-Bild

Foto: Instagram/liflia

Die Frau schreibt, dass sie in den Notfallraum gebracht wurde, ihre Wahrnehmung verschwamm. Zum Täter sagt sie, dass er um die 30 Jahre alt sei, etwa 1,80 Meter groß. Er habe kurze braune Haare und trug einen Drei-Tage-Bart. Er hatte auffällig große Augen, an der rechten Hand trug er einen Verband.

Auf eine Anfrage der „Berliner Zeitung“ reagierte der Club bisher nicht.

Sowohl die australische Sängerin, als auch das vermeintlich zweite Opfer bitten um Vorsicht. „Passt auf eure Freundinnen und Freunde auf und seid vorsichtig da draußen“, schreibt Zoé Zanias.

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