„Meuterei“ in Berlin: Linke Kneipe geräumt – Böller und Pyros gezündet

Brandserie in der Nacht in Berlin

Polizisten bringen Demonstranten aus der Kneipe

Polizisten bringen Demonstranten aus der Kneipe

Foto: CHRISTIAN MANG/REUTERS

Am Donnerstagmorgen soll die Kiezkneipe „Meuterei“ in Berlin-Kreuzberg geräumt werden, weil der Mietvertrag ausgelaufen ist. In der Nacht hinterließen mutmaßliche Linksextremisten, die seit Tagen dagegen „protestieren“, eine Spur der Verwüstung in der Hauptstadt.

Berlin – Das alles lässt für die heute früh angesetzte Räumung der „Meuterei“ in der Reichenberger Straße in Kreuzberg nichts Gutes erahnen. Um 8.04 Uhr betrat die Gerichtsvollzieherin mit Räumungstitel in der Hand das Gebäude. Beschützt und eskortiert von Polizisten.

Um kurz nach 8 Uhr ging die Gerichtsvollzieherin ins Haus

Um kurz nach 8 Uhr ging die Gerichtsvollzieherin ins Haus

Foto: Spreepicture

Vor Ort war zu sehen, wie Polizisten mit Vorschlaghammer und Kettensäge im Einsatz waren. Nachdem die Gerichtsvollzieherin das Gebäude begangen hatte, führten Polizisten kurz darauf zwei Frauen aus der Kneipe raus. Sie wurden identifiziert, erhielten eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, konnten danach dann gehen.

Ein Polizist steht in der Kneipe

Ein Polizist steht in der Kneipe

Foto: CHRISTIAN MANG/REUTERS

Die Polizei wollte die Räume nach einer Begehung dem Eigentümer übergeben. „Die Räumung des Objektes ist plangemäß verlaufen“, sagte Sprecherin Anja Dierschke. Größere Zwischenfälle gab es demnach nicht.

Gegen 10 Uhr hatte die Gerichtsvollzieherin das Gebäude verlassen und Journalisten bekamen Zugang, wie die Polizei mitteilte

Wie die Polizei am Morgen mitteilte, sind in der Spitze bis zu 1100 Beamte an dem Einsatz rund um die Räumung und die Demos im Einsatz.

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Der Bereich um die „Meuterei“ war weiträumig abgesperrt. Die Demonstranten standen hinter Gittern. Die Stimmung dort war aufgeheizt, es flogen vereinzelt Böller. Einige Anwohner schlugen während der Räumung auf ihren Balkonen auf Töpfe.

Viele Demonstranten trugen Corona-Schutzmasken. Sie waren schwarz gekleidet und riefen Slogans wie „Kneipen denen, die darin saufen“. Auf einem Transparent hieß es: „Die Zeichen stehen auf Sturm“.

Polizisten filmen den Einsatz

Polizisten filmen den Einsatz

Foto: CHRISTIAN MANG/REUTERS

Die Polizei hatte Spezialgeräte für die Räumung dabei und ist auch auf dem Dach des Nachbarhauses im Einsatz.

► Eine Demonstration zog am Morgen mit rund 400 Teilnehmern vom Kottbusser Tor Richtung Reichenberger Straße, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Es wurden bereits Nebeltöpfe und Pyrotechnik gezündet.

Schwarz gekleidete Demonstranten am Kottbusser Tor

Schwarz gekleidete Demonstranten am Kottbusser Tor

Foto: Spreepicture

15 bis 20 Leute hätten versucht, ein Transparent auf der Straße auszurollen, so die Polizei. Das wurde demnach gestoppt.

Showdown um die „Meuterei“

Linke Gruppen haben am Donnerstag fünf Gegen-Demos, davon drei mit dem Zielort vor der besetzten Kneipe, angekündigt. Mit gut 700 Teilnehmern, vermutlich werden es aber im Lauf des Tages mehr. Und viele von ihnen, so die Einschätzung, sind gewaltbereit.

Demonstranten ziehen am Donnerstagmorgen durch die Stadt

Demonstranten ziehen durch die Stadt

Foto: CHRISTIAN MANG/REUTERS

Seit Mittwochnachmittag hatte die Polizei eine Sperrzone um die Kneipe gezogen. Anwohner hatten Zutritt nur mit Ausweis. Die Bannmeile wurde am Mittag vorzeitig aufgelöst, wie die Polizei mitteilte, alle Bereiche wurden freigegeben.

Die Brände in der Nacht

► Im Stadtteil Lichtenberg an der Gotlindestraße brannte gegen 1 Uhr ein Mercedes Citaro einer Straßenbaufirma.

Kontrollverlust in BerlinSeit Jahresanfang wurden 140 Autos abgefackelt!

Quelle: BILD/Spreepicture

► In Prenzlauer Berg im Süderbrokerweg stand gegen 1.30 Uhr ein BMW in Flammen. Das Fahrzeug brannte komplett aus.

Der Autobrand in Prenzlauer Berg

Der Autobrand in Prenzlauer Berg

► In Berlin-Mitte brannte an der Hannoverschen Straße gegen 1.30 Uhr ein Porsche-Cayenne-Geländewagen. Das Fahrzeug stand im vorderen Bereich in Flammen und ist jetzt ein Totalschaden.

Der Geländewagen ist zerstört

Der Geländewagen ist zerstört

► Im Stadtteil Reinickendorf an der Brusebergstraße brannte gegen 2 Uhr ein Kombi eines Immobilienunternehmens. Ein davor parkender Pkw wurde ebenfalls beschädigt.

Auch dieses Auto haben die Chaoten angezündet

Auch dieses Auto haben die Chaoten angezündet

► Brandanschlag aufs Ordnungsamt in Reinickendorf! Die Täter fackelten direkt vor der Tür Autoreifen ab. Der Eingangsbereich wurde schwer beschädigt, das Gebäude verraucht. Die Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindern.

Das verrußte Ordnungsamt liegt am Lübener Weg im Norden Berlins

Das verrußte Ordnungsamt liegt am Lübener Weg im Norden Berlins

► Gegen 2.40 Uhr standen ebenfalls in Reinickendorf mehrere große Müllcontainer auf einem Müllsammelplatz in Flammen.

Brennende Müllcontainer in Berlin-Reinickendorf

Brennende Müllcontainer in Berlin-Reinickendorf

► In Berlin-Mitte brannte außerdem an der Neuen Schönhauser Straße gegen 3.30 Uhr ein weiterer Porsche-Geländewagen. Das Fahrzeug stand im vorderen Bereich in Flammen und ist jetzt ein Totalschaden.

Die Feuerwehr löscht den Porsche in Berlin-Mitte

Die Feuerwehr löscht den Porsche in Berlin-Mitte

Die Polizei ermittelt in allen Fällen, der Staatsschutz ist informiert. In den vergangenen vier Tagen hatten in der Hauptstadt bereits 23 Autos gebrannt.

► Wie die Polizei am Donnerstagmorgen mitteilte, gab es im Zusammenhang mit den Bränden in Mitte drei Festnahmen. Es seien Beweismittel beschlagnahmt worden.

Haben die Autonomen die Stadt im Griff?

Gibt es eine „linke Macht“ über die Hoheit der Straße, wenn es um Chaos und gewaltsamen Protest geht?

Tom Schreiber (42), innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, sagt: „Wir haben es hier mit Menschen zu tun, denen es nur darum geht, Straftaten zu begehen. Dialogbereitschaft? Fehlanzeige! Es geht darum, Angst und Schrecken unter den Berlinern zu verbreiten. Autos werden wahllos angezündet, gezielt werden aber auch Politiker drangsaliert mit Anschlägen auf Bürgerbüros.“

Der Szenekenner vermutet, es gebe „extrem gewaltbereite Einzeltäter“ – „und die Mobilisierung funktioniert immer noch“.

Am Dienstagabend hatten bereits mehr als tausend überwiegend junge Menschen gegen die Räumung demonstriert. Die Stimmung war aggressiv, Teilnehmer schossen Raketen ab und zündeten bengalisches Feuer, Böller explodierten. Die Polizei nahm sieben Teilnehmer vorläufig fest. Es gab Anzeigen wegen Widerstandshandlungen, versuchter Gefangenenbefreiung, Beleidigung und versuchter gefährlicher Körperverletzung.

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