NICHT MIT IHR!: Berliner Kiosk-Frau verjagt Pistolen-Räuber

Der Täter reißt Manuela Gurk die Markisenstange aus der Hand und schlägt damit auf die Trennscheibe, doch bei der resoluten Lotto-Laden-Betreiberin kann er nichts holen

Der Täter reißt Manuela Gurk die Markisenstange aus der Hand und schlägt damit auf die Trennscheibe, doch bei der resoluten Lotto-Laden-Betreiberin kann er nichts holen

Foto: Jörg Bergmann
Von: Jörg Bergmann

Damit hat der Gangster nicht gerechnet...

Berlin – Im Geschäft von Manuela Gurk (60) wird wohl kein Räuber mehr so schnell vorbeischauen. Denn ihr Lottoladen liegt in einem wehrhaften Kiez. Das bekamen am Montag auch ein Nachwuchsgangster und sein Schmieresteher (18) zu spüren!

Seit 1992 betreibt Manuela Gurk ihren Lotto- und Zeitschriftenladen an der Grünstraße am Schlossplatz in Berlin-Köpenick. Am Montagnachmittag wollte ein bewaffneter Mann sie ausrauben – an ihrem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub!

Mit gezogener Waffe und mitgebrachtem Beutel verlangt der Räuber die Tageseinnahmen

Mit gezogener Waffe und mitgebrachtem Beutel verlangt der Räuber die Tageseinnahmen

Foto: Jörg Bergmann

„Ich stand kurz vor Feierabend hinterm Tresen und machte ein Schwätzchen mit der Inhaberin von der Eisbar nebenan. In der Hand hatte ich schon die Eisenstange, um die Jalousie einzufahren. Ein Mann stand noch bei den Zeitungen, konnte sich wohl nicht entscheiden“, erzählt die Lottofrau.

Manuela Gurk: „Der Typ meckerte, weil er eine bestimmte Zeitschrift haben wollte. Ich sagte, wenn sie nicht da ist, kann ich auch nichts machen. Ich mache jetzt Feierabend.“

„Ich dachte noch: ‚Du kriegst kein Geld von mir‘“, sagt Ladenbesitzerin Manuela Gurk (60)

„Ich dachte noch: ‚Du kriegst kein Geld von mir‘“, sagt Ladenbesitzerin Manuela Gurk (60)

Foto: Jörg Bergmann

Doch plötzlich zielte der etwa 18 bis 20 Jahre alte Mann, der eine Corona-Maske trug, ihr mit einer Pistole ins Gesicht. Er reichte einen blauen Beutel über die Ladentheke, bellte: „Mach das Geld hier rein!“

Gurk: „Ich dachte erst, das ist ein Scherz. Dann riss er mir die Eisenstange aus der Hand und schlug damit auf die Plexiglasscheibe am Tresen ein. Ich schrie los: Hilfe, Überfall. Hau ab!“ Der Räuber ergriff die Flucht, ein vor dem Geschäft wartender Komplize ebenfalls. Die resolute Manuela Gurk rannte hinterher.

Ihre Hilfeschreie alarmierten drei Geschäftsnachbarn, die vor der Eisbar saßen – sie riefen die Polizei. Unter ihnen auch Matti R. (45), ehemaliger 5000 Meter-Läufer: „Ich hörte Manuela schreien und sah die Männer weglaufen.“

Der ehemalige Langstreckenläufer spurtete den Gangstern sofort hinterher: „Den einen hatten wir gleich, dem ging schnell die Puste aus, den anderen konnte ich einholen. Ich packte ihn und brachte ihn zurück zum Lottoladen.“

Den 18-Jährigen übergaben sie der Polizei, der Pistolen-Mann hatte sich im Handgemenge allerdings losreißen können. Er verschwand. Einer der Nachbarn hatte ihn aber fotografiert und das Bild an die Polizei weitergegeben. Die Kripo-Ermittler sind zuversichtlich, ihn bald festnehmen zu können.

Das Zeitschriftengeschäft an der Grünstraße in der Köpenicker Altstadt wurde von den Nachbarn verteidigt

Das Zeitschriftengeschäft an der Grünstraße in der Köpenicker Altstadt wurde von den Nachbarn verteidigt

Foto: Jörg Bergmann

Matti R. zu BILD: „In unserem Kiez darf so etwas nicht passieren. Hier in der Altstadt kennen wir uns alle und hier soll es weiter gemütlich bleiben.“ Und Lottofrau Manuela sagt: „Im Nachhinein denke ich, was alles hätte passieren können. Aber in dem Moment habe ich eben so reagiert.“

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