Protest gegen Arbeitsbedingungen: Gorillas-Lieferant gekündigt, weil er zu spät kam

Die Demonstranten riegelten die Ein-und Ausgänge des Lagerhauses ab

Die Demonstranten riegelten die Ein-und Ausgänge des Lagerhauses ab

Foto: Charles Yunck
Von: SARA ORLOS FERNANDES

Berlin – „Gorillas“ im Ausstand! Weil einem Mitarbeiter des gleichnamigen Lebensmittel-Lieferdienstes am Mittwoch wegen Zuspätkommens gekündigt wurde, streiken jetzt die Fahrer.

Dutzende Kuriere versammelten sich am Mittwoch und auch noch mal am Donnerstag vor dem Warenlager an der Prenzlauer Allee, blockierten Ein- und Ausgänge. Sie riefen: „Wir wollen Santi zurück.“

Die Entlassung von Kurier Santiago (28) war der Auslöser der Proteste. Er sagt: „Ich kam zurArbeit und wurde zu einer mir unbekannten Person gebracht. Die teilte mir mit, ich sei gekündigt. Wir haben diskutiert, dann bin ich nach Hause. Ich habe meinen vorherigen Job für diesen aufgegeben. Es wird jetzt schwer für mich“

Die Entlassung von Kurier Santiago (28) war der Auslöser der Proteste. Er sagt: „Ich kam zurArbeit und wurde zu einer mir unbekannten Person gebracht. Die teilte mir mit, ich sei gekündigt. Wir haben diskutiert, dann bin ich nach Hause. Ich habe meinen vorherigen Job für diesen aufgegeben. Es wird jetzt schwer für mich“

Foto: Charles Yunck

Doch es geht um mehr als die Entlassung von Santiago (28). Die Mitarbeiter klagen über die Arbeitsbedingungen bei dem Berliner Start-up, das sich in nur wenigen Monaten zum Erfolgsunternehmen entwickelte und inzwischen weltweit expandiert.

Ein „Gorillas“-Sprecher bestätigt BILD: „In dieser Woche wurde nach Fällen groben Fehlverhaltens die Entscheidung getroffen, den Vertrag eines Mitarbeiters innerhalb seiner Probezeit zu kündigen.“

Wegen des blockierten Eingangs mussten die arbeitenden Gorillas-Fahrer einen Hintereingang nehmen

Wegen des blockierten Eingangs mussten die arbeitenden Gorillas-Fahrer einen Hintereingang nehmen

Foto: Charles Yunck

Santiago arbeitete seit Januar für das Unternehmen. „Ja, ich habe mich an dem Tag 45 Minuten verspätet“, sagt er, „ich habe aber rechtzeitig Bescheid gegeben und mich entschuldigt.“

Die Proteste richten sich auch gegen die Bezahlung. Ein Mitarbeiter: „Man wird mit einem Stundenlohn von 12 Euro gelockt. Dann heißt es, es seien 10,50 Euro, weil das nur für die ersten 100 neu eingestellten Mitarbeiter gelte.“

Bianca (24) packt seit einem Monat Essen für Gorillas. Sie sagt: „Die Stimmung und das Team sind super. Die Arbeit ist hart, aber es macht Spaß“

Bianca (24) packt seit einem Monat Essen für Gorillas. Sie sagt: „Die Stimmung und das Team sind super. Die Arbeit ist hart, aber es macht Spaß“

Foto: Charles Yunck

„Gorillas“ wirbt mit Expresslieferungen innerhalb von zehn Minuten. Für die Fahrer oft harte Arbeit. Ein Kurier: „Es gibt die Vorgabe, dass die Rucksäcke nicht schwerer als 10 Kilo sein dürfen. Doch nicht an jedem Standort wird das überprüft.“

Das Unternehmen widerspricht: In diesen Fällen sei das Personal im Warenlager angewiesen, die Bestellung auf mehrere Fahrer zu verteilen, „um Gesundheit und Sicherheit zu gewährleisten“.

Ario Mirzaie (35) erfuhr auf Twitter von der Demo und kam zur Unterstützung: „Die Arbeitsbedingungen bei dem Lieferservice-Dienstleister sind prekär. Die Menschen werden für einen Hungerlohn ausgebeutet. Es wird höchste Zeit, für bessere Bedingungen zu kämpfen“

Ario Mirzaie (35) erfuhr auf Twitter von der Demo und kam zur Unterstützung: „Die Arbeitsbedingungen bei dem Lieferservice-Dienstleister sind prekär. Die Menschen werden für einen Hungerlohn ausgebeutet. Es wird höchste Zeit, für bessere Bedingungen zu kämpfen“

Foto: Charles Yunck
Cady (21), seit Februar bei Gorillas: „Wir sind hier, um zu zeigen, dass wir nicht mit den Arbeitsbedingungen einverstanden sind. Man bekommt oft spontane Schichten. 10,50 Euro Stundenlohn ist auch nicht gerade viel“

Cady (21), seit Februar bei Gorillas: „Wir sind hier, um zu zeigen, dass wir nicht mit den Arbeitsbedingungen einverstanden sind. Man bekommt oft spontane Schichten. 10,50 Euro Stundenlohn ist auch nicht gerade viel“

Foto: Charles Yunck

Noch liegt Santiago keine schriftliche Kündigung vor. Ob er wieder eingestellt wird, teilte „Gorillas“ nicht mit.

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