Besucher durch Gedenkstätte geführt: AfD-Mann gab sich als falsches Stasi-Opfer aus

Rainer Schamberger (70), Vize-Fraktionsvorsitzender der AfD im Kreistag Dahme-Spreewald (Brandenburg). Sein Amt ruht

Rainer Schamberger (70), Vize-Fraktionsvorsitzender der AfD im Kreistag Dahme-Spreewald (Brandenburg). Sein Amt ruht

Foto: Brygida
Von: Maren Wittge

Berlin – Ein AfD-Politiker soll unter falscher Identität als Stasi-Opfer jahrelang durch die Gedenkstätte Hohenschönhausen geführt haben!

Rainer Schamberger (70) ist Vize-Fraktionsvorsitzender der AfD im Kreistag von Dahme-Spreewald und war zu DDR-Zeiten Jurist. Doch er gab sich offenbar auch als Ukrainer Olexander Sbutewitsch aus, leitete für bis zu 2000 Euro im Monat Interessierte durch das ehemalige Stasi-Untersuchungsgefängnis. Die Märkische Allgemeine Zeitung hatte zuerst berichtet.

Seit 2017 war er in der Gedenkstätte tätig. Seine falsche Identität fiel erst auf, als er sein Honorar als freier Mitarbeiter wohl an der Steuer vorbeischleusen wollte.

Blick in eine Zelle in der ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit der DDR. In der heutigen Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen wurden von 1951 bis 1989 überwiegend politische Gefangene inhaftiert

Blick in eine Zelle in der ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit der DDR. In der heutigen Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen wurden von 1951 bis 1989 überwiegend politische Gefangene inhaftiert

Foto: picture alliance / dpa I

Nach BILD-Informationen stellte er bei der Leitung der Gedenkstätte den Antrag, dass das Geld nicht mehr direkt an ihn, sondern an die Azalea GmbH überwiesen werden soll, in der er Gesellschafter war – wie AfD-Mann Rainer Schamberger. Der Schwindel flog auf, als zwei Kreistagsabgeordnete der Grünen Schamberger und Sbutewitsch als ein und denselben Mann erkannten.

Gegenüber der Geschäftsführung der Gedenkstätte leugnete der freie Mitarbeiter in einem Gespräch am 20. August zunächst, soll sogar dreist angeboten haben, mit Schamberger gemeinsam zu kommen, um die Sache aufzuklären.

Erst als ihn die Leitung später mit Filmaufnahmen vom AfD-Mann Schamberger konfrontierte, räumte er die Vorwürfe ein. Stiftungssprecherin Ulrike Lippe zu BILD: „Als sich Zweifel über Herrn Sbutewitschs Identität erhärteten, hat die Stiftung unverzüglich gehandelt und sich von ihm getrennt.“

Der AfD-Kreisvorsitzende Steffen Kotré bestätigte die Vorwürfe. Schambergers Partei-Amt ruhe inzwischen. Der MAZ sagte er: „Das wird hochgekocht. Das ist ein bisschen unschön, mehr aber nicht.“

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