89 Autos beschädigt, Staatsschutz ermittelt: Wut und Entsetzen über den Hakenkreuz-Ritzer

Auch der Dacia von Nicole H. (37) wurde zerkratzt. „Nachbarn denken schon über die Gründung einer Bürgerwehr nach und wollen nachts patrouillieren“, sagt die Erzieherin

Auch der Dacia von Nicole H. (37) wurde zerkratzt. „Nachbarn denken schon über die Gründung einer Bürgerwehr nach und wollen nachts patrouillieren“, sagt die Erzieherin

Foto: Timo Beurich
Von: Timo Beurich und Maren Wittge

Berlin – Die Wut auf die Nazi-Täter ist groß. Seit Donnerstag vergangener Woche haben sie im Stadtteil Niederschöneweide in 89 (!) Autos Hakenkreuze gekratzt.

Thomas L. (64) ist stinksauer. Auch in die Motorhaube seines Mercedes CLA, den er in der Grimaustraße abgestellt hatte, wurde das verbotene Symbol mit einem scharfen Gegenstand geritzt. Die Kratzer sind so tief, dass sie bis zur Grundierung gehen.

„Wenn sie die erwischen, sollten sie zu 1000 Sozialstunden bei einem Lackierer verdonnert werden“, sagt der Lufthansa-Techniker.

Thomas L. (64) vor seinem zerkratzten Mercedes. Auf den Kosten bleibt er zum Glück nicht sitzen. Die Versicherung zahlt

Thomas L. (64) vor seinem zerkratzten Mercedes. Auf den Kosten bleibt er zum Glück nicht sitzen. Die Versicherung zahlt

Foto: Timo Beurich

► Am Freitag wollte er mit seiner Familie in den Urlaub nach Frankreich aufbrechen. „Mit dem Hakenkreuz auf der Motorhaube geht das natürlich nicht“, sagt er. Und in der Werkstatt bekam er so kurzfristig keinen Termin.

Aber der Familienvater hatte Glück. Der Lackierer hat den gleichen Mercedes und borgte ihm für die Reise prompt seine Motorhaube. Die Kosten für die Reparatur seines Wagens schätzt Thomas L. auf 400 bis 1000 Euro.

Dieses Fahrzeug war auch in der Grimaustraße geparkt und wurde zerkratzt. Der Besitzer hat die Hakenkreuze erst mal mit Klebeband überklebt

Dieses Fahrzeug war auch in der Grimaustraße geparkt und wurde zerkratzt. Der Besitzer hat die Hakenkreuze erst mal mit Klebeband überklebt

Foto: Timo Beurich

Auch der neun Jahre alte Skoda Fabia von Lehrerin Jennifer G. (27) und ihrem Mann wurde zerkratzt. Mit der Beseitigung der Schäden wollen sie erst mal warten. Denn selbst Autos, bei denen die Hakenkreuze mit Klebeband überdeckt wurden (ein Tipp der Polizei), seien bei Nachbarn erneut zerstört worden. Die Lehrerin: „Bis nachts um 1 Uhr stand unser Sohn am Fenster und hat unseren Wagen observiert.“

Zuletzt hatte sich ein Autobesitzer bei der Polizei gemeldet, dessen Wagen an der Moosstraße zerkratzt wurde. Vier Hakenkreuze waren auf die Motorhaube geritzt. Und der Polizei sind noch weitere Fälle bekannt. Es wird geprüft, ob sie auch zu der Anschlagsserie zählen. Der Staatsschutz ermittelt.

Der Sohn (12) von Jennifer G. beobachtete nach der Attacke bis in die Nacht das Familien-Auto von seinem Fenster aus

Der Sohn (12) von Jennifer G. beobachtete nach der Attacke bis in die Nacht das Familien-Auto von seinem Fenster aus

Foto: Timo Beurich
BILD Kaufberater: Hier gibt es die besten Produkte im Test!