Nach Havarie durch geflutete Baugrube in Berlin: 240 Bewohner kehren zurück, mehrere Häuser noch gesperrt

++ 330 Anwohner evakuiert ++ Gebäude einsturzgefährdet ++

In Berlin-Köpenick lief am Sonntag eine Baugruppe voll Wasser – insgesamt 18 Häuser mussten daraufhin geräumt werden

In Berlin-Köpenick lief am Sonntag eine Baugruppe voll Wasser – insgesamt 18 Häuser mussten daraufhin geräumt werden

Foto: Spreepicture
Von: Jörg Bergmann, Timo Beurich, Alina Gröning, Ole Kröning, Olaf WAgner und Maren Wittge

Bis Sonntag war die Pohlestraße nahe der Altstadt Köpenick eine ruhige und beschauliche Wohngegend, jetzt ist sie ein frostig-nasses Katastrophengebiet.

Berlin – Wegen Wassereinbruchs in einer Baugrube mussten 330 Anwohner in Sicherheit gebracht werden. Noch immer droht ein ganzes Haus einzustürzen. Wahrscheinliche Ursache: Baupfusch!

Die Risse in den Wänden sind deutlich zu erkennen

Die Risse in den Wänden sind deutlich zu erkennen

Foto: Olaf Wagner
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Bereits am Sonntagnachmittag war die Feuerwehr zur Pohlestraße ausgerückt, weil Mieter in Haus Nummer 11 ihre Fenster nicht mehr öffnen konnten. An der Giebelwand zur Grube hatten sich gefährliche Risse gebildet, das ganze Gebäude hatte sich im wahrsten Sinne verkantet.

Grund: In dem Bauloch auf dem Nachbargrundstück stand das Wasser rund 2,50 Meter hoch und hatte die Standfestigkeit des Hauses unterspült. Einsturzgefahr!

Bezirksbürgermeister Oliver Igel machte sich am Sonntag ein Bild von der Lage

Bezirksbürgermeister Oliver Igel machte sich am Sonntag ein Bild von der Lage

Foto: Spreepicture
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Das Technische Hilfswerk (THW), Polizei, die BVG und der Katastrophenschutz wurden alarmiert. Bis zu 150 Helfer waren bis tief in die Nacht im Einsatz.

Auch Bezirksbürgermeister Oliver Igel (42, SPD) kam in die Pohlestraße. 19 Hausaufgänge wurden evakuiert. Junge, Alte und ganze Familien samt Haustieren wurden bei minus 10 Grad auf die Straße gebracht.

Die gesamte Statik des Hauses ist betroffen. Die Fenster im Erdgeschoss müssen gestützt werden, lassen sich nicht mehr schließen

Die gesamte Statik des Hauses ist betroffen. Die Fenster im Erdgeschoss müssen gestützt werden, lassen sich nicht mehr schließen

Foto: Olaf Wagner

Alle Versorgungsleitungen – Strom, Wasser, Gas und Fernwärme – mussten vorläufig gekappt werden. „Als ich nach Hause kam, stand die Feuerwehr schon vor meiner Tür“, sagt Studentin Sarah Wachsmuth (39). „Auch ich und meine beiden Katzen mussten raus, ich bin bei meiner Familie untergekommen.“

Dutzende Anwohner samt Haustieren mussten am Sonntagnachmittag Hals über Kopf ihr Hab und Gut in wenigen Tüten zusammen packen

Dutzende Anwohner samt Haustieren mussten am Sonntagnachmittag Hals über Kopf ihr Hab und Gut in wenigen Tüten zusammen packen

Foto: spreepicture

Andere Bewohner wurden in zwei Hotels untergebracht. Auch eine Kita im Notbetreuungsbetrieb wurde gestern Morgen dicht gemacht. Derzeit gelten alle umliegenden Häuser als unbewohnbar, zwei Gebäude sind nachweislich beschädigt.

Am Montag konnte zumindest bei fast allen Gebäuden die Stromversorgung wieder hergestellt werden. „Die Pohlestraße 8, 10 und 12, neben den gesperrten Häusern 7 und 11 sowie die Dorotheenstraße 13 sind vorerst nicht zugänglich“, teilte das Bezirksamt dann am Dienstagmorgen mit.

Die anderen der 18 zuvor evakuierten Häuser durften ab 9 Uhr wieder bezogen werden. Das betraf 240 Bewohner. „Die ersten Menschen sind wieder in ihren Wohnungen“, sagte eine Sprecherin des Bezirksamtes Treptow-Köpenick.

Einsatzkräfte und Busse für die evakuierten Bewohner stehen nahe der Pohlestraße

Einsatzkräfte und Busse für die evakuierten Bewohner stehen nahe der Pohlestraße

Foto: Fabian Sommer/dpa

► Auf dem Havarie-Grundstück plant die Sparkassen-Tochter BSK-Immobilien GmbH einen Neubau mit 16 Eigentumswohnungen. Ein Sprecher des Bauträgers will marode Wasserleitungen als Ursache ausgemacht haben. Dem widersprechen allerdings Bezirksamt und Bausachverständige.

Demnach soll der verantwortliche Träger Ende November 2020 mit einem für die Baustelle nicht zugelassenen Kettenfahrzeug einen Hydranten beschädigt haben, worauf die Baugrube erstmals geflutet wurde.

Als die Baufirma mit diesem Kettenbagger den Gehweg befuhr, wurde der Hydrant beschädigt. Dadurch kam es vermutlich zum Rohrbruch

Als die Baufirma mit diesem Kettenbagger den Gehweg befuhr, wurde der Hydrant beschädigt. Dadurch kam es vermutlich zum Rohrbruch

Foto: Olaf Wagner

„Bereits Anfang Januar hatte die zuständige Senatsverwaltung den Bauherrn aufgefordert, die Grube unmittelbar zu verfüllen, da keine Genehmigung für die Grundwassernutzung erteilt wurde“, so Bezirksbürgermeister Oliver Igel. „Ebenso sind nicht die, wie vom Bauherrn behauptet, maroden Wasserleitungen der Berliner Wasserbetriebe ursächlich für das Bersten des Hydranten.“

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Philipp Cachée vom Katastrophenschutz am frühen Montagabend zu BILD: „Wir kämpfen mit allen Mitteln um den Erhalt des Gebäudes. Die Erfolgschancen stehen 50 zu 50.“

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