In Berlin: Lokführer gehen zum Streiken in die Kneipe

...und die Bahnkunden stecken fest

Im Streikcafé in der Nähe des Ostbahnhofs in Berlin trafen sich am Donnerstag viele der Lokführer, die die Arbeit niedergelegt haben

Im Streikcafé in der Nähe des Ostbahnhofs in Berlin trafen sich am Donnerstag viele der Lokführer, die die Arbeit niedergelegt haben

Foto: Olaf Selchow
Von: Sara Orlos Fernandes und LISA MACHLEIDT

Zugausfälle, Verspätungen, Chaos auf den Bahnsteigen! Der erste Tag des Mega-Streiks der GDL hat vielen Berliner schwer zu schaffen gemacht. Und der Bahnsinn geht noch bis Dienstag weiter!

Seit Donnerstag rollen viele Linien der S-Bahn gar nicht, darunter die stark frequentierte Ringbahn. Auch die S26, S45, S47, S75 und die S85 standen still. Andere Linien verkehren nur im 20-Minuten-Takt, abends sogar nur alle 40 Minuten.

Reisende warten im Hauptbahnhof in Berlin auf eine S-Bahn

Reisende warten im Hauptbahnhof in Berlin auf eine S-Bahn

Foto: Paul Zinken/dpa

Viele Fahrgäste waren verärgert. Sie mussten auf überfüllte Busse, U-Bahnen und Trams umsteigen und deutlich mehr Zeit einplanen.

Währenddessen saßen die Mitglieder der Gewerkschaft der Lokführer gemütlich im Streikcafé in der Nähe des Ostbahnhofs. Bei schönem Wetter ließ man es sich gut gehen bei Kaffee, eisgekühlter Cola und Würstchen. Knapp 100 Mann waren vor Ort. Es wurde geraucht, geredet und gemütlich gestreikt.

Silas R. (25), Azubi aus Neukölln: „Die Ringbahn, mit der ich sonst fahre, fällt wegen des Streiks aus, und ich muss die nächsten paar Tage 30 Minuten früher aufstehen“

Silas R. (25), Azubi aus Neukölln: „Die Ringbahn, mit der ich sonst fahre, fällt wegen des Streiks aus, und ich muss die nächsten paar Tage 30 Minuten früher aufstehen“

Foto: DAVIDS/Sven Darmer

Die Lokführer, die am Donnerstag auf der Schiene unterwegs waren, hatten da deutlich mehr zu tun. Fahrende Züge bedienten vor allem den Bereich außerhalb des Ringes, wo es weniger Ausweichmöglichkeiten auf U-Bahn, Bus und Tram gibt. Ausnahme: Spandau und Wartenberg. Fahrgäste mit diesem Ziel wurden enttäuscht, denn dort machte gestern gar kein Zug Halt.

Judite C. (41), Servicekraft aus Mitte: „Es ist nicht normal, dass die U-Bahnen zu dieser Zeit so überfüllt sind, und das ist besonders für Kinder, die allein unterwegs sind, ein Risiko“

Judite C. (41), Servicekraft aus Mitte: „Es ist nicht normal, dass die U-Bahnen zu dieser Zeit so überfüllt sind, und das ist besonders für Kinder, die allein unterwegs sind, ein Risiko“

Foto: DAVIDS/Sven Darmer

Die restlichen Linien fuhren nach dem Streik-Fahrplan, der auf der Website der S-Bahn veröffentlicht wurde und regelmäßig aktualisiert wird. Auch für das Wochenende steht bereits ein Ersatzfahrplan fest.

Die S-Bahn rät ihren Fahrgästen trotzdem, sich immer vorher online zu informieren. Es könnten kurzfristige Änderungen im Plan auftreten.

Nils-Fabian W. (25), Azubi aus Reinickendorf: „Ich musste heute früher aufstehen, weil ich jetzt auf Bus und Regionalbahn ausweichen muss. Nachvollziehen kann ich den Streik nicht, die haben doch einen Vertrag unterschrieben, da bleibt man bei dem, was da drinsteht“

Nils-Fabian W. (25), Azubi aus Reinickendorf: „Ich musste heute früher aufstehen, weil ich jetzt auf Bus und Regionalbahn ausweichen muss. Nachvollziehen kann ich den Streik nicht, die haben doch einen Vertrag unterschrieben, da bleibt man bei dem, was da drinsteht“

Foto: DAVIDS/Sven Darmer
Helena F. (24) aus Prenzlauer Berg, arbeitet in einer Rechtsanwaltskanzlei: „Es nervt schon, wenn die U-Bahn wegen des Streiks so voll ist, besonders widersprüchlich finde ich, dass die Abstandsregeln auf einmal keine Rolle mehr spielen“

Helena F. (24) aus Prenzlauer Berg, arbeitet in einer Rechtsanwaltskanzlei: „Es nervt schon, wenn die U-Bahn wegen des Streiks so voll ist, besonders widersprüchlich finde ich, dass die Abstandsregeln auf einmal keine Rolle mehr spielen“

Foto: DAVIDS/Sven Darmer

Auch im Regionalverkehr kam und kommt es zu massiven Einschränkungen. Die Linien FEX zwischen Hauptbahnhof und dem Flughafen BER, die RB20 zwischen Oranienburg und Potsdam und die RB11 zwischen Frankfurt (Oder) und Cottbus fallen ersatzlos aus. Für einige, wie unter anderem die RE1, RE3 oder RE10 wird ein reduzierter Ersatzfahrplan mit Zügen und Bussen angeboten.

Jasmin Kluge (22), Azubi aus Prenzlauer Berg: „Ich bin heute eine Dreiviertelstunde länger unterwegs, weil die Ringbahn nicht fährt und ich auf verschiedene U-Bahn Linien ausweichen muss“

Jasmin Kluge (22), Azubi aus Prenzlauer Berg: „Ich bin heute eine Dreiviertelstunde länger unterwegs, weil die Ringbahn nicht fährt und ich auf verschiedene U-Bahn Linien ausweichen muss“

Foto: DAVIDS/Sven Darmer

Die Deutsche Bahn appelliert an Fahrgäste, geplante Fernreisen zu verschieben. Die Gültigkeit für bereits gebuchte Tickets wird dafür ausgeweitet. Eine kostenfreie Stornierung ist auch möglich.

Der Mega-Streik der GDL soll noch bis Dienstagmorgen 2 Uhr andauern.

Volle U-Bahn-Züge

Weil die S-Bahn nicht fuhr, nutzten viele gestern alternativ die BVG. Das sorgte vor allem für vollere Busse und Straßenbahnen.

Viele Buslinien verspäteten sich um bis zu 45 Minuten, einige Tramlinien kamen 20 Minuten später als geplant ans Ziel.

Voller Bahnsteig am U-Bahnhof Alex. Aber laut BVG blieb das Chaos im Untergrund aus

Voller Bahnsteig am U-Bahnhof Alex. Aber laut BVG blieb das Chaos im Untergrund aus

Foto: DAVIDS/Sven Darmer

In den U-Bahnen blieb laut BVG das große Chaos aus. „Im gesamten U-Bahn-Netz war nur ein leicht erhöhtes Fahrgastaufkommen zu beobachten“, sagte ein BVG-Sprecher.

Nur auf der U-Bahn-Linie 5 zwischen Kaulsdorf-Nord und dem Hauptbahnhof wurde vormittags ein zusätzlicher Zug eingesetzt, weil es zu voll war.

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Quelle: BILD
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