Attacke in Berlin: Radlerin rast Medina (3) um und beleidigt sie rassistisch​

Am Tag danach: Medina an der Hand von Mutter Surema (34). Die 3-Jährige ist noch immer verängstigt​

Am Tag danach: Medina an der Hand von Mutter Surema (34). Die 3-Jährige ist noch immer verängstigt​

Foto: Jörg Bergmann
Von: Jörg Bergmann und Matthias Lukaschewitsch

Berlin – Es ist ein gemütlicher Sommernachmittag im Bezirk Friedrichshain. An der Wilhelm-Stolze-Straße spielen Kinder, malen mit Kreide Bilder auf den Gehweg. Plötzlich rast eine Radlerin heran, verletzt ein Mädchen und beleidigt es dann auch noch rassistisch.​

Opfer des unfassbaren Falls, der sich am frühen Sonntagabend ereignete, ist die kleine Medina (3). Mit ihrer Schwester Irsa (15) und einer weiteren Freundin spielte sie vor der Tür ihres Hauses, als die Radfahrerin ausrastete.​

Medina (3) wurde am Knie verletzt, als die Radlerin auf sie zusteuerte. Das Mädchen wurde im Krankenhaus behandelt

Medina (3) wurde am Knie verletzt, als die Radlerin auf sie zusteuerte. Das Mädchen wurde im Krankenhaus behandelt

Foto: Jörg Bergmann

Der Vater der Kinder – Sergej E. (41) – ist noch immer geschockt und wütend zugleich. „Es war so 18.30 Uhr, wir hatten gerade Besuch von Freunden und tranken Tee“, sagt er. „Dann wurde Medina absichtlich angefahren, obwohl genug Platz zum Ausweichen war. Die Radfahrerin stürzte und beschimpfte die Kinder.“​

Die 15-jährige Irsa stand daneben und nahm ihre kleine Schwester in Schutz. Ihr Vater berichtet: „Da fing die Frau an zu schreien: ,Ihr gehört doch gar nicht hierher. Verpisst euch in euer Land. Ihr habt hier nichts zu suchen.‘“​

Vater Sergej E. (41) mit der Anzeige, die er bei der Polizei gefertigt hat: „Der Rassismus wird immer schlimmer hier“, sagt er

Vater Sergej E. (41) mit der Anzeige, die er bei der Polizei gefertigt hat: „Der Rassismus wird immer schlimmer hier“, sagt er

Foto: Jörg Bergmann

Und weiter: „Sie ging auf Irsa los, packte sie bei den Schultern und versuchte, ihr Kopftuch runterzureißen.“​ Als die Familie das Geschrei vor dem Haus hörte, liefen alle raus. Die 40 bis 50 Jahre alte Radler sei dann schnell mit ihrem roten Bike verschwunden.

Mutter Surema (34) nahm ihr Handy und filmte die Frau mit zitternder Hand.​ Die kleine Medina musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden, ist noch immer verängstigt. Auch ihre Schwester Irsa steht unter Schock: „Meine Schulter tat weh und mein Ohr ist noch ganz blau“, sagt sie.

Vater Sergej E.: „Ich bin entsetzt, was da passiert ist.“​ Vor 22 Jahren kam er aus Südrussland nach Deutschland, baute sich eine eigene Entsorgungsfirma auf. Seine Frau Surema (34) kommt aus Grosny. Die Familie ist muslimischen Glaubens.​

Die Radlerin flüchtet Sonntagabend nach dem fremdenfeindlichen Übergriff vom Tatort​

Die Radlerin flüchtet Sonntagabend nach dem fremdenfeindlichen Übergriff vom Tatort​

Foto: Quelle: privat

Nach dem Vorfall am Sonntag erstattete Sergej E. Anzeige bei der Polizei. „Kinder so zu beschimpfen …“, sagt er traurig. „Die nehmen das doch anders wahr als wir Erwachsenen. Kinder verinnerlichen solche Beschimpfungen doch viel tiefer.“​

Schon öfter sei es zu Übergriffen gekommen. „Ich bin seit 22 Jahren in Deutschland und stelle fest, dass der Rassismus immer schlimmer wird“, so Sergej E. „Uns wurde sogar schon der Hitlergruß gezeigt, und wir wurden bespuckt. Ich werde immer wieder Anzeige erstatten, wenn so etwas passiert.“​

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