Amir (27) sollte abgeschoben werden: Iranischer Pflege-Azubi darf in Berlin bleiben!

„Ich fühle mich wie neu geboren“, sagt Amir Farahani. Er darf in Deutschland und bei seiner neuen Mitbewohnerin bleiben

„Ich fühle mich wie neu geboren“, sagt Amir Farahani. Er darf in Deutschland und bei seiner neuen Mitbewohnerin bleiben

Foto: Herbst
Von: Carlotta Vorbrüggen

Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die schon nach kurzer Zeit dramatisch zu zerbrechen drohte. Nach viel Hoffen und Bangen gibt es nun gute Nachrichten!

Berlin – Es ist das herbeigesehnte Happy End für Agnes Jeschke (101). Die Seniorin wollte nicht ins Heim – und durfte in ihrem Zuhause bleiben, weil sie einen liebevollen Mitbewohner bekam.

Vor allem aber ist ein Happy End für Amir Farahani (27). Der Flüchtling aus dem Iran zog bei Jeschke ein, kümmerte sich seither rührend um die ältere Dame.

Ein Herz und eine Seele: Ines Jeschke (101) und ihr Mitbewohner Amir Farahani (27)

Ein Herz und eine Seele: Ines Jeschke (101) und ihr Mitbewohner Amir Farahani (27)

Foto: christian lohse

Dann der Schock für beide: Sein Antrag auf Asyl wurde ablehnt. Farahani drohte eine Abschiebung in sein Heimatland. Der 27-Jährige war aber geflüchtet, weil er als Homosexueller genau dort um sein Leben fürchten musste.

Jetzt hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) die Entscheidung korrigiert. Amir Farahani darf bleiben – in Deutschland und damit auch bei seiner neuen Mitbewohnerin Agnes Jeschke!

Der Pflege-Azubi ist eine große Unterstützung für die betagte Dame

Der Pflege-Azubi ist eine große Unterstützung für die betagte Dame

Foto: Charles Yunck

Am Donnerstag bekam der Pflege-Azubi den neuen Bescheid, als er gerade bei der Arbeit war. „Als ich das Schreiben las, war ich 15 Minuten wie erstarrt“, sagt er. „Danach habe ich einfach nur geweint. Ich wollte springen, tanzen und musste meiner Freude irgendwie Platz machen.“

Trotz seiner Homosexualität, die in Iran mit dem Tod bestraft wird, hatte Amir Farahani zunächst einen Ablehnungsbescheid auf seinen Asylantrag bekommen. BILD hakte daraufhin beim Bamf nach.

„Es sind Fehler passiert, die nicht hätten passieren dürfen“, so ein Mitarbeiter. „Der Bescheid hätte so nicht rausgehen dürfen. Wir haben Mist gebaut und dazu müssen wir stehen.“

Er betont: „Mitarbeiter müssen verinnerlichen, bei queeren Geflüchteten mit mehr Fingerspitzengefühl zu arbeiten.“

Patrick Dörr, Bundesvorstand vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland, kritisiert, dass das Auswärtige Amt (AA) homosexuelle Asylbewerber öfter gefährde. „In Fällen von queeren Geflüchteten stellt das AA im Heimatland Nachforschungen an.“ Dabei würden häufiger Informationen durchsickern, und der Geflüchtete werde vor Familienmitgliedern oder staatlichen Stellen geoutet. Ein lebensgefährlicher Fehler!

Amir Farahani kann jedenfalls aufatmen! „Der neue Bescheid verändert mein Leben“, sagt er. „Ich bin endlich von der Angst vor einer Abschiebung befreit.“

Und auch seine betagte Mitbewohnerin ist erleichtert. „Agnes versichert mir immer wieder, wie froh sie ist“, so Farahani.

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