Bahnen am Samstag heillos überfüllt!: 9-Euro-Chaos vor Pfingsten
Entspannte Lage am Sonntag
Berlin – Überfüllte Bahnsteige, gesperrte Gleise, umgeleitete Züge: Mit dem 9-Euro-Ticket im Gepäck brechen derzeit viele Deutsche zum Kurzurlaub mit dem Zug auf. Schon am Freitag gab es beispielsweise am Berliner Hauptbahnhof chaotische Szenen, am Samstag setzte sich das nahtlos fort! Reisende sprachen von „krachend vollen Zügen“ insbesondere in Richtung Ostsee. Am Sonntag ist die Lage wieder entspannter.
► Berlin und Brandenburg: Am Samstagmorgen gab es einen großen Andrang auf die Regionalbahnen nach Stralsund und Rostock. Es kam zu Verspätungen. Zahlreiche Reisende fanden keinen Sitzplatz und standen in den Gängen. Weil der Regionalzug der Linie RE5 nach Rostock überfüllt war, konnten Reisende mit Fahrrädern nicht einsteigen.
Am Berliner Hauptbahnhof sorgten bereits am Freitagmittag neben dem großen Andrang mehrere Luftballons für Probleme – sie hatten sich in der Oberleitung verfangen. Mehrere Züge wurden verlegt, Fahrgäste standen ratlos vor der Treppe zu den abgesperrten Gleisen 13 und 14. Auch am Potsdamer Hauptbahnhof war am Samstagmorgen reger Betrieb, in den Regionalexpress nach Berlin stiegen zahlreiche Fahrgäste ein. Nach Angaben der Deutschen Bahn sind Regionalzüge insbesondere zu touristischen Zielen „wie erwartet sehr stark nachgefragt“.
► Baden-Württemberg: „Wir empfehlen unseren Fahrgästen, sich kurz vor Reiseantritt noch einmal in den Auskunftsmedien der Verkehrsverbünde vor Ort oder über den DB Navigator zu informieren“, so ein Bahnsprecher. Eine Fahrradmitnahme könne wegen des hohen Fahrgastaufkommens nicht garantiert werden. „Wer kann, sollte daher auf das Rad verzichten.“ Welche Strecken genau betroffen sind, sagte der Sprecher nicht.
Mit einem Andrang wurde insbesondere am Bodensee, im Schwarzwald und in anderen Freizeitgebieten gerechnet. Wie der Betreiber Go-Ahead Baden-Württemberg am Freitag berichtete, mussten Fahrgäste am Stuttgarter Hauptbahnhof am Freitag einen Zug wegen Überfüllung verlassen.
„Mitfahrt nicht garantiert!“Erste Regio-Züge komplett überfüllt
► Sachsen: Nach Angaben eines dpa-Reporters war am Samstagmorgen die Regionalbahn von Leipzig nach Weimar komplett überfüllt. Die Menschen hätten sich mit Gepäck und Fahrrädern in den Fluren und den Türbereichen gedrängt. Reisende, die zusteigen wollten, seien an den Gleisen zurückgeschickt worden. Die Bahn äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht konkret dazu.
► Niedersachsen: Die Deutsche Bahn meldete auf Twitter ein „außergewöhnlich hohes Reisendenaufkommen“. Eine Mitfahrt könne nicht garantiert werden, die Mitnahme von Fahrrädern sei nicht möglich, hieß es. Die Bahngesellschaft Metronom teilte ebenfalls auf Twitter mit, dass Fahrräder in den Zügen bis Pfingstmontag nicht mitgenommen werden können – wegen des hohen Fahrgastaufkommens.
Bei der Bahn waren dem Tweet zufolge neben Regionalbahnstrecken und dem S-Bahn-Verkehr um Hannover vor allem die Linien des Regionalexpress Richtung Küste betroffen, also die Züge zwischen Norddeich und Hannover (RE 1), Bremerhaven und Hannover (RE 8) und Bremerhaven und Osnabrück (RE 9). Inwieweit der Andrang auf das seit einigen Tagen gültige 9-Euro-Ticket im Nahverkehr zurückzuführen ist, blieb zunächst offen.
► Thüringen: Bei nur mäßig warmem Wetter hat sich der Ausflugsverkehr am Samstag in Thüringen unterschiedlich entwickelt. Bis zum Mittag gab es auf den Straßen des Freistaats nur ein geringes Verkehrsaufkommen, wie die Polizei mitteilte. Dagegen berichtete die Deutsche Bahn von hohem Passagieraufkommen.
▶︎ In Bremen und Schleswig-Holstein meldete die Deutsche Bahn bereits am Freitag auf Twitter für mehrere Züge eine außergewöhnlich hohe Auslastung. „Mitfahrt kann nicht garantiert werden. Fahrradmitnahme nicht möglich“, hieß es. Betroffen waren vor allem Züge Richtung Nordseeküste.
Auf Sylt sind am Pfingstsamstag zahlreiche Touristen und Tagesgäste mit der Bahn eingetroffen – auch viele Punker. Die Züge seien brechend voll, auch die Autozüge ausgebucht. Statt feinen Damen mit Louis Vuitton-Taschen, die durch Westerland flanieren, und eleganten Herren, die mit ihrem Mercedes-Cabrio über die Insel brausen, lümmeln jetzt Punks in Fetzenjeans und Lederjacken auf den beliebten Promenaden rum. Grölend lassen sie Bierdosen und Kornflaschen kreisen und amüsieren sich beim Ü-Eier-Werfen. Dennoch: Ein Polizeisprecher betonte, die Lage auf Sylt sei ruhig. Auch in der Nacht habe es keine größeren Einsätze gegeben. Eine Gruppe von 50 bis 80 Punkern, die schon einige Tage auf der Insel seien, sei mal „ein wenig laut gewesen“, aber auch das sei nichts Besonderes.
► NRW: Auch hier gilt: Die Deutsche Bahn hat noch einmal darauf hingewiesen, dass die Fahrradmitnahme im Regionalverkehr am Pfingstwochenende nicht garantiert werden kann. Wegen des erhöhten Fahrgastaufkommens könne es auf den Regionalbahn-Linien zu einer außergewöhnlich hohen Auslastung kommen, schrieb die Deutsche Bahn NRW am Samstag auf Twitter. Die Mitnahme von Fahrrädern könne teilweise nicht garantiert werden. Hohe Verspätungen seien möglich.
► Hamburg: Hier trifft es am Samstag vor allem die Pendler, die nicht in Regionalzügen fahren wollten: Besonders auf den Autobahnen in Richtung Norden sei viel los, sagte ein Sprecher des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) am Mittag. So staute es sich teilweise bis zu zehn Kilometer, etwa auf der Autobahn 7 zwischen dem Dreieck Walsrode und Soltau-Süd. Auf der A1 zwischen dem Maschener Kreuz und Stillhorn staute es sich auf sieben Kilometern. Immer wieder komme es zudem zu Störungen oder kleineren Staus. Natürlich waren auch die Bahnen voll ausgelastet, doch es wurden bislang keine nennenswerten Beeinträchtigungen gemeldet.
► Hessen: Hier platze auch der Flughafen Frankfurt aus den Nähten: Flughafenbetreiber Fraport meldete am Samstag einen „verkehrsreichen Tag“ mit 175 000 Passagieren: „Das ist viel.“ Es komme „in Spitzenzeiten zu Wartezeiten“, berichtete ein Sprecher. Fraport hatte während der Corona-Krise rund 4000 Stellen abgebaut – nun fehlt Personal. Auch die Regios waren erwartungsgemäß stark ausgelastet.
„Vor allem rund um die langen Wochenenden rechnen wir am 3. und 6. Juni sowie am 19. Juni mit einer hohen Nachfrage“, so ein Sprecher der Deutschen Bahn zu BILD. Am Sonntag hatte sich die Lage dann wieder beruhigt. An den Bahnhöfen herrscht teilweise zwar ein reger Betrieb, das befürchtete Chaos bleibt jedoch aus.
Erste Punker schon auf Sylt„Chaos-Tage 2022! Wir sind live dabei“