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Gewalt, Emanzipation und Drogen : Polizistin schreibt Buch über Einsätze in Berlin-Neukölln

Lana Atakisieva kam als 15-Jährige aus Aserbaidschan nach Berlin – ohne Deutschkenntnisse. Heute ist sie Oberkommissarin in Neukölln.

Gewalt, Emanzipation und Drogen : Polizistin schreibt Buch über Einsätze in Berlin-Neukölln

Die Polizistin Lana Atakisieva hat ein Buch über ihre Arbeit in Neukölln geschrieben.Foto: Paula Winkler/Carl Hanser Verlag/hanserblau/dpa

Als sie im Jahr 2003 mit 15 Jahren aus Aserbaidschan nach Berlin kommt, kann sie kein Deutsch. Ein wichtiges Lebensziel haben Familie und Tradition schon für sie festgelegt: Wenn die Zeit dafür gekommen ist, soll sie vor allem einen Ehemann gleicher Herkunft finden. 13 Jahre später ist Lana Atakisieva Kommissarin bei der Berliner Polizei und in Neukölln konfrontiert mit Dealern, Gewalttätern, verzweifelten Frauen und randalierenden Studenten. „Nachtschicht in Neukölln. Eine Polizistin erzählt“, heißt ihr soeben erschienenes Buch.

Der Titel täuscht etwas, denn es geht in ihrem Buch nicht nur um ihre Polizeiarbeit und Neukölln. Genauso wichtig ist das Ankommen und Leben einer Tochter von Migranten aus einer vollkommen anderen Gesellschaft in Deutschland. Lana Atakisieva beschreibt den ständigen Kampf um Anerkennung, Bildung, Integration und auch Emanzipation.
„Meine gesamte Schullaufbahn in Deutschland war davon geprägt, dass mir Leute gesagt hatten, ich würde es nicht schaffen – es sei ein einziges „Trotzdem“ gewesen“, schreibt Atakisieva.

Nur mit viel Fleiß, ständigem Lernen und Unterstützung mancher Lehrerinnen und Lehrer schafft sie den Weg von der Förderklasse über Hauptschule und Gesamtschule und schließlich das Abitur mit 22 Jahren.

Dass ihr das gelingt, verdankt sie auch ihren Eltern: „Ich denke daran, wie eindringlich meine Mutter uns immer eingetrichtert hat, dass wir für die Schule lernen müssen. Schon in Aserbaidschan hat sie das getan, und in Berlin ebenso.“

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Für die dreijährige Ausbildung für den gehobenen Polizeidienst mit einem Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Recht muss die künftige Kommissarin diverse Tests bestehen – und Schwimmen lernen. Für Mädchen war das in ihrem Herkunftsland nicht vorgesehen. Ihr Vorteil: Sie spricht inzwischen nicht nur Deutsch, sondern auch Russisch und Türkisch. Nachwuchs aus Einwandererfamilien wird bei der Berliner Polizei ausdrücklich gesucht.

Ein winziger Funke, kann einen Großbrand der Gewalt auslösen

Atakisieva absolviert die Ausbildung inklusive eines Praktikums bei der US-Polizei in Miami, wo sie eine völlig andere Dimension von Gewalt mit Schießereien und Mordopfern erlebt. Als Berliner Polizistin zieht es sie in ihren Heimatbezirk.

„In Neukölln gibt es kaum eine Woche, in der man im Dienst nicht mit gewaltbereiten Menschen zu tun hat. Dabei steht das Ausmaß der Aggressivität nicht unbedingt in einem vernünftigen Verhältnis zum Anlass. Es kann ein winziger Funken sein, an dem sich ein Großbrand der Gewalt entzündet“, beschreibt sie ihre Arbeit.

Weil sie die Sprache kennt, kann sie den Frauen helfen

„Häufig sind die Kontrahenten nicht besonnen, sondern betrunken, verzweifelt, auf Drogen oder einfach voller Wut. Wenn dann noch Waffen im Spiel sind, wird es brenzlig.“
Immer wieder spielt der Zusammenhalt der Kollegen in den Einsätzen eine wichtige Rolle. Viele Konflikte und Gewaltausbrüche haben mit dem Zusammenprall verschiedener Gesellschaften und Kulturen zu tun, mit der Emanzipation verzweifelter Frauen von ihren gewalttätigen Männern.

Oft kann die Polizistin den Frauen in der akuten Situation helfen und Straftaten verfolgen, auch weil sie Sprache und Kultur kennt – die grundsätzlichen Probleme aber bleiben.
Dass Atakisieva, inzwischen zur Oberkommissarin befördert, schon seit Jahren im Internet keine ganz Unbekannte ist, erwähnt sie in ihrem Buch nicht. Ihr Instagram-Profil „lana.glam“ mit Fotos in Uniform, aber auch in Abendkleid und Bikini, hat inzwischen knapp 70.000 Follower.

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Sie wolle Mädchen und Jungen Mut machen, ihren eigenen Lebensweg zu gehen, betont sie und schildert eine Szene mit einem kleinen Mädchen auf der Straße. „Ich kenne dich“, rief sie und strahlte mich mit großen Augen an. „Du bist Lana von der Polizei.“ Und dann sagte sie mit der größten Selbstsicherheit, die man sich nur vorstellen kann: „Wenn ich groß bin, werde ich auch Polizistin.“ (dpa)

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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