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„Gesellschaftlicher Konsens infrage gestellt“ : Bundesamt spricht sich gegen längere AKW-Laufzeiten aus

Gegen den Weiterbetrieb sprächen hohe Kosten und die diffizile Endlagersuche, betont das Amt für nukleare Entsorgung. In der Politik gibt es andere Ansichten.

„Gesellschaftlicher Konsens infrage gestellt“ : Bundesamt spricht sich gegen längere AKW-Laufzeiten aus

Blick auf das Kernkraftwerk Emsland (KKE) mit seinem Kühlturm.Foto: Friso Gentsch/dpa

Der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, Wolfram König, lehnt verlängerte Laufzeiten von Atomkraftwerken in Deutschland ab.

„Eine solche Abschätzung müsste nicht nur die Sicherheit der Atomkraftwerke berücksichtigen, sondern auch die Entsorgung der radioaktiven Abfälle“ schreibt König in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.

„Gesellschaftlicher Konsens infrage gestellt“ : Bundesamt spricht sich gegen längere AKW-Laufzeiten aus

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„In beiden Fällen wären die gesamtgesellschaftlichen Kosten für einen Weiterbetrieb der Anlagen erheblich“, gab König zu bedenken. „Der mühsam errungene gesellschaftliche Konsens würde auch grundsätzlich infrage gestellt werden.“

Wegen der aktuellen Energiekrise infolge des Ukraine-Krieges ist eine Debatte entbrannt, zumindest die noch drei am Netz befindlichen Atomkraftwerke über den Jahreswechsel hinaus laufen zu lassen. Sie müssten eigentlich Ende 2022 vom Netz gehen.

König hat zudem erhebliche Zweifel am Zeitplan für die Suche nach einem Standort für ein Atommüllendlager in Deutschland. Bis zum Jahr 2031 soll laut Gesetz die Entscheidung für einen Endlager-Standort gefallen sein, damit ab 2050 die Lagerung beginnen kann.

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„Mein Bundesamt hat gegenüber dem mit der Standortsuche beauftragten Unternehmen immer wieder den Fortschritt im Verfahren angemahnt, damit der gesetzlich festgelegte Zeitplan eingehalten wird. Bis das Endlager betriebsbereit ist, sind weitere 20 Jahre anzusetzen“, schreibt König. „Heute muss ich konstatieren, dass ich das Ziel 2031 für nicht mehr realistisch halte“

Gegensätzliche Stimmen aus der Union

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann plädiert indes dafür, die noch drei am Netz befindlichen deutschen Atomkraftwerke länger laufen zu lassen. Zwar sollte der Atomausstieg grundsätzlich nicht infrage gestellt werden, sagte der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 9. Oktober.

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Angesichts der drohenden Gas- und auch Stromlücke erwarteten die Menschen aber pragmatische Lösungen, um gut durch den Winter zu kommen. „Insofern darf man keine Option ausschließen, die auf der Hand liegt“, sagte Althusmann.

Ein sogenannter Streckbetrieb – bei dem mit den bisherigen Brennelementen länger Strom produziert wird – sei zwingend notwendig. Althusmann forderte ferner, Brennelemente aus dem Ausland zu bestellen und vorsorglich zurückzulegen, um im Fall der Fälle eine Energielücke zu verhindern.

Auch der CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hält verlängerte Laufzeiten von Kernkraftwerken in Deutschland um mehrere Jahre für möglich. In der „Welt am Sonntag“ forderte der CSU-Politiker eine Entscheidung zur „Vernunft-Energie“.

Umweltministerin sieht Sicherheit an erster Stelle

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat zudem einen kurzfristigen Weiterbetrieb des bayerischen Atomkraftwerks Isar 2 nicht ausgeschlossen. Sollte der laufende Stresstest zur Energiesicherheit ergeben, „dass Bayern tatsächlich ein ernsthaftes Strom- bzw. Netzproblem haben könnte, dann werden wir diese Situation und die dann bestehenden Optionen bewerten“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Lemke verwies dabei auch darauf, dass das Atomkraftwerk im Streckbetrieb länger laufen könne als zunächst angegeben. Sie rate in der aktuellen, aufgeheizten Debatte zu Nüchternheit und dazu, am Ende auf Grundlage von Fakten zu entscheiden.

Die Ministerin fügte hinzu: „Eine Hochrisiko-Technologie kann man nicht nach tagesaktuellen Umfragen beurteilen.“ Deutschland habe sich aus guten Gründen dafür entschieden, aus der Atomkraft auszusteigen. Sicherheit müsse immer die höchste Priorität haben.

Fracking als Alternative?

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sprach sich angesichts der Energieknappheit infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine zudem dafür aus, die Nutzung einheimischer Gasressourcen durch die Fracking-Methode zu prüfen. „Vor allem in Niedersachsen gibt es nach Ansicht von Experten große Erdgasfelder“, sagte der CSU-Chef der „Süddeutschen Zeitung“

Althusmann hatte sich vor wenigen Tagen ablehnend dazu geäußert und auf das aktuelle Verbot von Fracking verwiesen. Vor einem Einstieg in diese nicht unumstrittene Technologie sollten zunächst alle bislang vorhandenen Optionen ausgeschöpft werden, etwa die Gewinnung der heimischen, konventionell förderbaren Gasvorkommen und der möglichst zügige Aufbau einer LNG-Importinfrastruktur, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. (dpa)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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