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Geht´s nicht weniger schmutzig? : Der kritische Konsument muss nicht auf die Politik warten

Plastikgeschirr, Trinkhalme, Wattestäbchen: Bestimmtes Einwegplastik ist jetzt in der EU verboten. Das ist richtig, löst das Problem aber nicht. Ein Kommentar.

Geht´s nicht weniger schmutzig? : Der kritische Konsument muss nicht auf die Politik warten

Eine EU-Richtlinie verbietet ab dem 3. Juli die Herstellung zahlreicher Einweg-Plastik-Produkte.Foto: Robert Günther/dpa-tmn

Die Wegwerfgesellschaft konsumiert sich von Rekord zu Rekord. In der Pandemie verursachten die Verbraucher so viel Verpackungsabfall wie noch nie; Lieferdienste und Online-Handel funktionieren ebenso wenig ohne Plastik, Papier und Pappe wie die Supermärkte.

Dieser Trend wird auch nicht gebrochen vom Verbot bestimmter Einwegartikel, mit dem die EU vor allem Gewässer und Meere schützen will. Plastikgeschirr und Trinkhalme, Wattestäbchen und Einwegbecher werden von Samstag an nach und nach aus dem Verkehr gezogen. Das ist richtig – löst aber nicht das Problem. Die verbotenen Artikel werden zumindest teilweise ersetzt durch andere Stoffe, die dann auch wieder in der Tonne landen.
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Weniger Müll, Mehrweg statt Einweg, und wenn schon Abfall, dann bitte der richtige: Der Konsum wird nur mit einem Mix an Maßnahmen nachhaltiger. Allein mit Appellen lässt sich der Müllberg nicht abtragen. Eine grundlegende gesellschaftliche Struktur- und Lebensstiländerung, also eine Art Kulturwandel der Konsumgesellschaft, wie ihn sich Umweltaktivisten wünschen, ist ein schöner Traum.

Wer sich auf Wochenmärkten Käse oder Wurst in die mitgebrachte Kunststoffdose packen lässt, zeigt guten Willen und pflegt das Gewissen. Doch für die Masse der Menschen ist das so wenig eine Option wie der Weg zum Bauern, wo man alle zwei Tage mit der Milchkanne auftaucht und das Gemüse unverpackt in die Jutetasche steckt.

Die Politik muss Vorgaben machen

In der hochproduktiven und auf Wachstum und permanenten Konsum ausgelegten Industriegesellschaft ist vom Lebensmittelerzeuger bis zum Endverbraucher über die Jahre eine arbeitsteilige, filigrane Wertschöpfungskette entstanden, die zu einer riesigen Produktvielfalt geführt hat. Der Verbraucher hat es gerne bequem und macht sich eher selten einen Kopf über die Umweltkosten seines Konsums. Dafür ist die Politik da.

Geht´s nicht weniger schmutzig? : Der kritische Konsument muss nicht auf die Politik warten

Was für ein Dreck! Vom Plastikverbot verspricht sich die EU vor allem weniger Müll an den Küsten.Foto: picture alliance / robertharding

Die Bilder von Walen oder Delphinen, die wegen Plastikpartikeln krepieren und tot am Strand liegen, haben das Verbot bestimmter Stoffe durch die EU befördert. Womöglich noch wirkungsvoller ist jedoch der Zwang zu höheren Quoten: Wasser und Softdrinks werden überwiegend in PET-Flaschen abgefüllt, und diese Flaschen müssen ab 2025 mindestes zu einem Viertel aus Rezyklat bestehen.

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Das ist der entscheidende Hebel beim Umgang mit Plastik, das aus unserem Leben nicht mehr verschwinden wird: Kunststoffe sollten so produziert werden, dass sie wiederverwertbar sind. Das passiert nicht von selbst, sondern der Gesetzgeber hat das vorzuschreiben.

Mindestquoten für Rezyklate

Schließlich müssen diese Kunststoffe eine Mindestmenge an Rezyklat enthalten. Dann entstehen Geschäftsmodelle und ein Markt und endlich eine Kreislaufwirtschaft, die für die Rohstoffversorgung und den Klimaschutz unverzichtbar ist. Dafür ist die Politik zuständig, die ferner viel stringenter die Einhaltung von Quoten durchsetzen muss. Auch Mehrwegquoten und Pfandsysteme.

Schnell und günstig konsumieren, zu jeder Zeit an jedem Ort, effizient und bestenfalls auch noch gesund – die Industrie macht es möglich, und die einzigartige Discounterstruktur im deutschen Lebensmitteleinzelhandel hat die Verbraucher verzogen:Hauptsache billig. Und bequem.

Das beste Beispiel für die Wegwerfkultur ist der Becher To-Go. Rund 150.000 dieser Einwegbehälter, die aus Holz und Kunststoff gemacht sind, werden jede Stunde „in Verkehr gebracht“, über das Jahr ein paar Millionen. Energie und Wasser werden für die Herstellung der Becher gebraucht, von denen ein Großteil irgendwann in der Müllverbrennung landet.

Auch wenn die Politik die großen Weichen stellen muss: Der kritische Konsument muss natürlich nicht auf die Politik darauf warten. Sondern er kann seinen eigenen Anteil einbringen zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen – und für die nächsten Generationen. 72 Kilogramm Verpackungsmüll „produziert“ jeder Verbraucher aktuell im Jahr. Geht’s nicht etwas weniger schmutzig?

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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