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„Für Äthiopien sterben“ : Äthiopien ruft landesweiten Ausnahmezustand aus

In Äthiopien eskaliert der Konflikt zwischen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray weiter. Nun gerät die Regierung unter Druck.

„Für Äthiopien sterben“ : Äthiopien ruft landesweiten Ausnahmezustand aus

Vormarsch. Die Rebellen kommen Addis Abeba immer näher.Foto: dpa

Die Botschaften des äthiopischen Regierungschefs klingen immer verzweifelter. „Macht euch mit jeder Waffe auf den Weg, die euch zur Verfügung steht“, rief Abiy Ahmed sein Volk am Wochenende über Facebook auf. „Die Terroristen der TPLF müssen gestoppt und beerdigt werden.“ Am Dienstag wurde der landesweite Ausnahmezustand wegen des Vormarsches der Tigray Volksbefreiungsfront (TPLF) ausgerufen.

Deren Kämpfer hatten kurz zuvor zwei Städte auf der strategisch wichtigen Strecke zwischen der Tigray-Provinz und der äthiopischen Hauptstadt eingenommen. Nur achtzig Kilometer entfernt verläuft die Hauptverbindungsstraße zwischen Addis Abeba und der Hafenstadt Dschibuti, die bedeutendste Verkehrsader des ostafrikanischen Staates.

Bis nach Addis Abeba sind es für die Tigray-Rebellen nur noch knapp 400 Kilometer. Teile dieser Strecke werden bereits von Kämpfern der Oromo Befreiungsarmee (OLA) kontrolliert, die sich im August verbündete. Genau ein Jahr nach der von Abiy Ahmeds befohlenen Invasion in der Tigray-Provinz könnte der Friedensnobelpreisträger, der längst in Verruf geraten ist, aus dem Amt gejagt werden. Ein Einmarsch der Rebellen in die Hauptstadt scheint nicht mehr ausgeschlossen.

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Zu Beginn der „strafrechtlichen Operation“ Anfang November vergangenen Jahres hatte Abiy noch über Twitter gemeldet: „Die Sorge, dass Äthiopien ins Chaos stürzen wird, ist unbegründet und Ausdruck der Unkenntnis der hiesigen Lage.“ Nach seiner Wahl zum Premierminister hatte Abiy unverzüglich damit begonnen, die Funktionäre der TPLF aus ihren Schlüsselpostionen zu entfernen, in denen sich die Angehörigen der Bevölkerungsminderheit fast drei Jahrzehnte lang eingerichtet hatten.

Als sich die Entmachteten nach Tigray zurückzogen, um ihre Provinz als Trutzburg gegen die Zentralmacht in Addis Abeba auszubauen, schlug der Friedensnobelpreisträger zu. Und er beruhigte die aufgeschreckte Welt: „Unsere Operation wird in Kürze beendet sein.“

4,5 Million Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen

Der Widerstand der TPLF war schnell gebrochen: Mit Hilfe der eritreischen Streitkräfte und Kampfdrohnen aus den Vereinten Arabischen Emiraten nahmen die Regierungstruppen bereits drei Wochen später Tigrays Hauptstadt Mekelle ein. Die TPLF-Führer zogen sich in die zerklüftete Bergwelt ihrer Provinz zurück, während die äthiopischen und eritreischen Besatzer auf bestialische Weise unter der Bevölkerung wüteten. Davon aufgeschreckt schlossen sich Tausende junger Menschen in der Provinz der inzwischen in Tigrays Verteidigungskräfte (TDF) umbenannten TPLF an, nahmen den Kampf gegen die Zentralmacht auf und eroberten die Mekelle zurück.

Addis Abeba riegelte daraufhin Tigray hermetisch ab. Die Strom-, Geld- und Benzinversorgung wurde wie die Internet- und Telefonverbindungen unterbrochen, nur noch wenige UN-Hilfstransporte erreichen seitdem die Provinz, wo immer mehr Menschen Hunger leiden. 4,5 Million Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die ersten Hungertoten, vor allem Kinder, wurden gemeldet. Als sich die UN Anfang Oktober über die Blockade Tigrays beklagte, wurden sieben leitende Beamte des Staatenbunds ausgewiesen.

In letzter Zeit häufen sich auch Berichte von schweren Übergriffen gegenüber Tigrinya sprechenden Äthiopiern in anderen Teilen des Landes. Hunderte von ihnen werden nach Recherchen des Online-Dienstes „African Arguments“ in einem Militärcamp in der Afar-Provinz festgehalten und gefoltert. Auch die Hasstiraden in den sozialen Netzwerken nehmen Ausmaße an, die an die Tage vor dem Völkermord in Ruanda erinnern. In den Online Netzwerken rief Regierungschef Abiy auf: „Für Äthiopien zu sterben, ist unser aller Pflicht.“ Der Vorstoß der Kämpfer aus der Provinz treibe das Land in den Untergang.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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