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Francotyp-Postalia : Erst Machtkampf, dann Stellenabbau

Bei Francotyp-Postalia will der neue Vorstand fast jeden fünften Arbeitsplatz in Berlin streichen.

Francotyp-Postalia : Erst Machtkampf, dann Stellenabbau

Machtkampf. Bei Francotyp-Postalia wurde schon Ende vergangenen Jahres gegen die Abbaupläne der Unternehmensführung protestiert.Foto: Promo

Mit einer Menschenkette machen die Berliner Beschäftigten der Francotyp-Postalia AG heute auf sich aufmerksam. Der neue Vorstand des bald 100 Jahre alten Unternehmens plant den Abbau von etwa einem Fünftel der knapp 250 Arbeitsplätze in Berlin. Weltweit beschäftigt die börsennotierte FP knapp 1000 Personen. Zur Bildung der Menschenkette ruft die IG Metall die FP-Beschäftigten während der Mittagspause vor die Firmenzentrale in der Prenzlauer Promenade. „Es sind nicht nur die großen Unternehmen wie Daimler und Siemens Energy, die aktuell wertvolle Industriearbeitsplätze abbauen, sondern auch mittelständische Unternehmen“, sagt der Berliner IG-Metall-Chef Jan Otto.

Großaktionär stürzt Vorstandschef

FP ist nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland und Österreich beim „Frankieren/Kuvertieren“ und agiert dazu auf dem Feld sicherer digitaler Kommunikationsprozesse. Der Umsatz beträgt gut 210 Millionen Euro; FP ist in zehn Ländern mit Tochtergesellschaften sowie in 40 weiteren Ländern mit einem Händlernetz vertreten.

Das traditionsreiche, solide Unternehmen kam im vergangenen Jahr in Turbulenzen, als Großaktionär Rolf Elgeti das Vertrauen in den Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Andreas Günther verlor. Vom Aufsichtsrat ließ Elgeti im Sommer seinen Vertrauten Carsten Lind in den Vorstand bestellen. Im November dann wurde Günther von der Hauptversammlung das Vertrauen entzogen und Lind übernahm die Führung. Kurz darauf musste der Vorstand für Professional Services und Informationstechnologie gehen. Jetzt setzt Lind den Rotstift bei der Belegschaft an und hat dafür im Jahresabschluss 2020 rund neun Millionen Euro für Abfindungen zurückgelegt. Von 2022 an möchte Lind dann jährlich mehr als zehn Millionen Euro sparen; dafür wird der für Berlin vorgesehene Stellenabbau jedoch nicht ausreichen. Von einer „ersten Welle“ ist die Rede im Unternehmen.

Kostensenkung steht im Fokus

Was die Arbeitnehmervertreter besonders besorgt: Es dreht sich alles um Kostensenkung, eine Strategie erkennen weder Betriebsrat noch IG Metall, die Lind „08/15-Managerlatein“ vorwirft. Großaktionär Elgeti hatte Ex-Vorstandschef Günther vorgeworfen, die neuen, digitalen Geschäftsfelder zu vernachlässigen. Lind wiederum investiere weder in die alten (Frankieren und Kuvertieren) noch in die neuen (digitale Signatur, Internet der Dinge) Geschäfte, heißt es auf der Arbeitnehmerseite. „Vor allem bei den digitalen Lösungen will Carsten Lind die Weichen für künftiges Wachstum stellen“, hatte FP vor vier Wochen anlässlich der Vorstellung der Zahlen für 2020 mitgeteilt. Jetzt ließ Lind mitteilen, er müsse “das Unternehmen so ausrichten, damit FP in den kommenden Jahren erfolgreich ist”. Vor allem beim digitalen gebe es Nachholbedarf.

Digitales Geschäft stärken

Das Unternehmen sei in einem Markt aktiv, der von Jahr zu Jahr schrumpft, argumentiert Lind. Darauf reagiere man nun mit Stellenabbau und Kostensenkung. “Gleichzeitig schaffen wir die Voraussetzungen, damit digitale Produkte und Lösungen ein signifikanter Bestandteil des Geschäfts werden”, teilte der neue Vorstandschef mit. Das werde die Profitabilität verbessern und mithin die Zukunftschancen für FP und die Beschäftigten sichern.

Die Aktie kommt nicht vom Fleck

Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (Ebitda) lag mit rund 26 Millionen Euro im Rahmen der Erwartung. Doch nach Abzug der Kosten für den Stellenabbau, der „Ausbuchung von immateriellen Vermögenswerten“ sowie Wertminderungen blieben vom Ebitda nur gut sieben Millionen Euro übrig. Der Stellenabbau, so die Argumentation des Vorstands, werde zu „einer nachhaltigen Verbesserung der Profitabilität beitragen“. Die Börse überzeugt das bislang nicht: Der Aktienkurs stagniert seit Monaten.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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