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Ein Zitat und seine Geschichte : „Ich bin schwul – und das ist auch gut so”

2001 sagte Klaus Wowereit den wichtigsten Satz seines Lebens, obwohl ihm Kollegen davon abgeraten hatten. Es war das erste Mal, dass sich ein aktiver Politiker outet. Für unseren neuen Zeitungsteil “Causa” erzählt Wowereit, wie es dazu kam und was daraus wurde.

Ein Zitat und seine Geschichte : „Ich bin schwul – und das ist auch gut so"

Klaus Wowereit wurde 2001 einstimmig zum SPD-Kandidaten für das Amt des Regierenden Bürgermeisters gewählt.Foto: Ralf Hirschberger/ dpa

In meinem Redemanuskript stand dieses Zitat nicht, aber geplant hatte ich so einen Satz natürlich trotzdem. Es war der Parteitag, auf dem ich als Kandidat für das Amt des Regierenden Bürgermeisters nominiert wurde. Ganz am Ende meiner Rede habe ich es dann gesagt, obwohl mir vorher einige Kollegen abgeraten hatten. Es war ja das erste Mal, dass sich ein aktiver Politiker outet. Niemand wusste, wie die Öffentlichkeit reagieren würde.

Der Zusatz „… und das ist auch gut so“, der dann zu einem geflügelten Wort wurde, ist mir so rausgeflutscht. Ehrlich wahr! Ich wollte zum Ausdruck bringen: Ich muss mich nicht verstecken. Ursprünglich hatte ich so etwas geplant wie: Ich bin schwul – und dafür muss ich mich nicht entschuldigen. Wir haben die Worte jedenfalls nicht im Team vorher abgesprochen. Dazu war in der Hektik auch gar keine Zeit. Drei Tage vorher, bei der Sitzung der Fraktion und des Landesvorstands, hatte ich das Outing schon vorweggenommen.

Ich fand, ich muss das den eigenen Leuten offen sagen, damit sie wissen, worauf sie sich einlassen und zu mir stehen, wenn es zum öffentlichen Thema wird. Viele wussten es längst, andere nicht. Das war eine Zeit, wo so etwas als Privatsache galt und Journalisten nicht darüber schrieben. In der Fraktion gab es Beifall, ich wurde einstimmig nominiert. Auch einige Medien berichteten darüber, aber für uns ging es um Wichtigeres: Wir mussten die geplante Abwahl des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen vorbereiten. Das funktionierte nur gemeinsam mit der PDS, und das war für manche in der SPD das größere Tabu.

Klaus Wowereit und sein wichtigster Satz

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1 von 6Foto: Kai-Uwe Heinrich31.03.2015 13:06Klaus Wowereit kam in die Redaktion, …Zurück

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Dann bekam ich aber Anrufe, dass „Bild“ und „BZ“ mit Berichten über mein Schwulsein einsteigen wollen. Es wäre mir merkwürdig vorgekommen, wenn die es bringen und ich auf dem

Parteitag nichts dazu sage. Das Redemanuskript muss noch irgendwo im Keller liegen, aber ich glaube, ich habe mir nicht mal eine Stelle markiert, wo der Satz kommen soll. Am Ende war nicht nur wichtig, dass ich es gesagt habe, sondern wie ich es gesagt habe: selbstbewusst und nicht defensiv. Der Satz machte Furore. Für eine Woche war ich in allen Talkshows und bekam viel positive Resonanz, weltweit, vor allem von Jüngeren. Und natürlich gab es auch Schmähbriefe. Auf jeden Fall war es der wichtigste Satz in meinem Leben. „Berlin ist arm, aber sexy“ – das war harmlos dagegen.

Aufgezeichnet von Arno Makowsky und Christoph von Marschall.

Klaus Wowereits Outing steht in einem machtpolitischen Kontext: dem Bruch der großen Koalition mit der CDU. An ihre Stelle soll eine rot-rot-grüne Koalition treten. Am Mittwoch, 6. Juni 2001, beendet die SPD das Bündnis mit der CDU. Am Donnerstag outet sich der 47-Jährige in der Fraktionssitzung, am Sonntag auf dem außerordentlichen Landesparteitag. Der wählt ihn zum Spitzenkandidaten. Wenige Tage später wird Wowereit Regierender Bürgermeister.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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