Foto: Markus Schreiber/AP Teilen Twittern SendenVon: Matthias Lukaschewitsch 21.10.2021 – 20:23 Uhr
Gestützt von zwei Rettungssanitätern verlässt der 100-jährige KZ-Wachmann Josef S. am Donnerstag die Turnhalle im alten Industrieviertel von Brandenburg (Havel).
Der gebrechliche Greis soll für den Mord an KZ-Insassen mitverantwortlich sein. Beihilfe zum Mord in 3518 Fällen wirft ihm die Anklage vor. Erst im Juni 2019 – da war Josef S. schon 98 – sind die Ermittlungen gegen ihn in Gang gekommen.
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Inzwischen ist der Wächter des Todes auf einen Rollator angewiesen. Er hört schwer, trägt beim Prozess Kopfhörer, damit er Richter und Staatsanwalt besser verstehen kann.
Nur zweimal pro Woche darf gegen ihn in der zum Gerichtssaal umfunktionierten Halle verhandelt werden. Und auch bloß knapp zwei Stunden am Tag! Auch am Donnerstag beendete der Vorsitzende Richter Udo Lechtermann um 12.15 Uhr den Prozess, der erst um 10 Uhr begonnen hatte.
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Zuvor hat Kommissarin Heike Trautmann (46) berichtet, dass in der Dienstzeit, die Josef S. Wachmann in Sachsenhausen war (vom 23. Oktober 1941 bis zum 18. Februar 1945), mehr als 10 000 namentlich bekannte Todesopfer verzeichnet sind: „Sie wurden vergast, erschossen oder starben infolge Unterernährung und mangelhafter Hygiene.“
Aus Berichten und Notizen aus den wenigen Nazi-Unterlagen über die Todes- und Sterbefälle im KZ Sachsenhausen ergibt sich aber ein noch viel schlimmeres Bild. Die Brandenburger Polizistin: „Die Gesamtzahl der Opfer betrug nach unseren Ermittlungen 38 110 Insassen.“
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