Dnachrichten.de
Berlin news - Die offizielle Website der Stadt Berlin. Interessante Informationen für alle Berlinerinnen, Berliner und Touristen.

Duran Duran-Sänger Simon Le Bon : „Es gab viele Sachen in mir, die unbedingt raus wollten“

Mit Duran Duran wurde Simon Le Bon in den Achtzigern berühmt. Jetzt erscheint ein neues Album. Ein Gespräch über Inspiration, Bond-Songs und „The Crown“.

Duran Duran-Sänger Simon Le Bon : „Es gab viele Sachen in mir, die unbedingt raus wollten“

Die britische Band Duran Duran mit Simon Le Bon (2. v. r.).Foto: John Swannell

Mister Le Bon, was hat sich nach 40 Jahren Duran Duran verändert an Ihrer Art, Musik zu machen?
Nicht viel, wenn es um das Grundlegende geht: Wir begeben uns immer noch alle zusammen als Band in einen Raum, ohne Ideen, wohin die Reise gehen soll, und fangen erst mal an zu jammen. Einer spielt dann etwas Überzeugendes, Kraftvolles.

Das kann ein cooler Keyboard-Part von Nick sein, oder John und Roger starten mit dem Groove. Manchmal komme ich mit einem Text. Und der Rest schaut, was er dazu beitragen kann. So schreiben wir generell Songs. Geändert hat sich, das wir uns geöffnet haben.

Inwiefern?
Wir kollaborieren mehr mit anderen Künstlern. In unseren Anfängen blieben wir unter uns. Es war Mark Ronson, der uns auf den Geschmack gebracht hat, Leute dazuzuholen. Wenn du so lange als Band zusammenarbeitest wie wir, ist das wichtig. Es gibt dir neue Energie.
Diesmal trug besonders Graham Coxon von Blur dazu bei, denn er war von Beginn an mit dabei, was zu einem Sound führte, der sich eher live und organisch anhörte als elektronisch. Es ist wirklich eine Band, die zusammenspielt, was sehr erfrischend ist.

Inspiriert Sie Musik von jungen Künstlern?
Total. Ich habe eine wöchentliche Radioshow bei SiriusXM in Amerika. Dafür höre ich mir viel auf Bandcamp, Spotify, Soundcloud oder BBC Radio 6 an. Dass wir die japanische Frauenband Chai für den Song „More Joy!“ anfragten, basiert allein auf der Tatsache, dass ich sie auf Spotify entdeckt habe, als ich eine Playlist für meine Show zusammenstellte.

Ähnlich ist es mit dem Titelsong „Future Past“. Ich hörte den Tame-Impala-Song „Is It True“ im Four-Tet-Remix. Und ich schlug Nick vor, einen ähnlichen Sound dafür zu finden. Die neue Platte hat im großen Stil von neuer Musik profitiert.

Waren Ihnen bestimmte Themen für diese Platte wichtig?
Ich habe emotional eine turbulente Dekade hinter mir, aus Gründen, auf die ich nicht näher eingehen will. Es ging mir weniger darum, bestimmte Sachen rüberzubringen; es gab einfach viele Sachen in mir, die unbedingt raus wollten und die die Platte gefüllt haben. Echte Emotionen und Dinge, die mir passiert sind.
Auf gewisse Weise hat es das viel einfacher gemacht, das Album zu schreiben. Ich musste mich gar nicht abmühen oder um jedes Wort ringen, was in der Vergangenheit oftmals der Fall war.

[„Future Past“ erscheint am 22. Oktober bei Tape Modern/BMG]

Duran Duran gibt es seit 1978. Fühlt sich das an wie eine Ehe?
Die Band gibt es länger als meine Ehe, aber der Sex untereinander fehlt. Der Zug dafür ist schon vor Jahrzehnten abgefahren, soweit es mich betrifft (lacht). Wir sind eine Arbeitspartnerschaft. Wir sind Freunde und immer noch ein Haufen Jungs. Wir fingen an in einer verrückten Zeit. Heute sind wir viel besser in der Lage, miteinander zu kommunizieren.

Inwiefern?
Wir haben mehr Respekt vor den Eigenheiten des anderen und akzeptieren unsere Unterschiedlichkeit. Das ist wirklich ein Kapital, das macht Duran Duran sogar zu großen Teilen aus. Andere Bands haben es nicht so weit geschafft. Wir haben eine Leidenschaft, die wir zusammen ausleben. Ich vermute, das könnte man vergleichen mit einer Ehe. Aber wir machen viel mehr Babys.

Wie wichtig waren Image und Mode für Sie in den Achtzigern?
Für uns als Individuen sehr wichtig! Wenn du jung bist, bist du von dem Instinkt geleitet, einen Menschen für Paarungszwecke zu finden. Also haben wir uns ins Schaufenster gestellt, damit alle Frauen uns sehen können und befinden: „Ja, die sind heiß!“

Aber als Band haben wir uns nie hingesetzt und gesagt: „Okay, lass uns so aussehen.“ Klar, wir hatten Outfits wie Militäruniformen, die abgestimmt waren. Aber das war doch eher die Ausnahme. Wir wollten ja nicht rüberkommen wie eine dieser Gesangsgruppen aus den Fünfzigern, die denselben Anzug trugen. Es ging bei uns um den Vibe.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Krise live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können. ]

So viele Nummer-Eins-Hits hatten Duran Duran gar nicht. Dennoch sind Lieder wie „Planet Earth“, „Save A Prayer“, „Come Undone“ oder „Ordinary World“ mittlerweile zu Klassikern geworden.
Die Qualität der Musik wurde gern übersehen. Das dürfte an unserem jungen Publikum gelegen haben. Denn die Leute sagten sich: Eine Teenie-Band kann keine großartige Musik machen. Die Kritiker in Großbritannien haben uns damals jedenfalls nicht gefeiert. Aber die Zeit war unser Freund, gerade die Songs aus unseren Anfängen erfahren heute jede Menge Wertschätzung.

„Girls On Film“ wurde damals noch als durchschaubarer Popsong niedergeschrieben, dabei klang es so anders als alles andere. Aus heutiger Sicht ist es ein innovatives Stück Musik. Und es taucht überall auf: als Hintergrundmusik für Achtziger-Momente, bei Modeschauen …

Oder in der Netflix-Serie „The Crown“…
Stimmt! Als jemand, der die Serie noch nicht gesehen hat, kann ich nur sagen: Ich bin so was von stolz darauf! Nicht nur, weil es ein Duran-Duran-Song ist. Es ist eine echt coole Szene, wenn Diana auf Rollschuhen durch den Buckingham Palace fährt und eine gute Zeit hat mit unserer Musik auf den Ohren. Die Szene ist sogar so gut, dass ich Angst habe, mir die ganze Serie anzusehen, weil ich dann vielleicht enttäuscht bin (lacht).

Einen Bond-Song im Repertoire zu haben, ist vermutlich auch nicht verkehrt?
Der ist nur passiert, weil John bei einer Party auf Cubby Broccoli traf, den Produzenten des Bond-Franchise. Sie unterhielten sich, und John fragte ganz frech: „Warum heuert ihr nicht Duran Duran für den nächsten Bond-Song an? Ihr braucht doch immer etwas Besonderes?“

Eine Woche später hatten wir die Zusage für das Lied zum Film „A View To A Kill“. Die erste Zeile und ein bisschen Melodie hatte ich schnell parat. Dann kam John Barry in seinem Samt-Anzug ins Studio, und der Rest ist Geschichte. Es ist ein ungewöhnlicher Bond-Song.

Einer Kollaboration mit Michael Jackson sollen Sie eine Absage erteilt haben.
Die Geschichte wurde etwas verdreht. Nick bekam zuhause einen Anruf von Michael Jackson. Sie unterhielten sich und fanden, dass es großartig wäre, etwas zusammen zu machen. Aber wie das oft mit solchen Sachen ist, es verlief im Sande. Es braucht immer jemanden, der total leidenschaftlich hinterher ist, sonst passiert so was nicht. Wem wir aber tatsächlich eine Absage erteilt haben, war Andy Warhol.

Warum das?
Er wollte ein Albumcover für uns machen mit unseren Einzelporträts vorne drauf. Aber ich meinte: „Nein, er hat doch gerade erst ein Artwork für die Rolling Stones gemacht! Dann ist das keine gute Idee.“ Was vermutlich zur damaligen Zeit sogar die richtige Entscheidung war. Aber aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass ich gerne ein Porträt von mir, gemalt von Warhol, an meiner Wand hätte.

Der neue Morgenlage-Newsletter: Jetzt gratis anmelden!

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Accept Read More

Privacy & Cookies Policy