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Die Tarifbindung schwindet noch stärker : Länger arbeiten, weniger verdienen

Ohne Tarif sind die Arbeitsbedingungen schlechter. Besonders große Unterschiede gibt es in Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

Die Tarifbindung schwindet noch stärker : Länger arbeiten, weniger verdienen

Bei Mercedes in Ludwigsfelde wird zwar nach Tarif gearbeitet, doch die Wochenarbeitszeit liegt noch immer drei Stunden über…Foto: imago images/photothek

Immer weniger Arbeitnehmer bekommen Tarif. Das ist schlecht für die Beschäftigten und gut für die Arbeitgeber, denn ohne Tarifvertrag wird in der Regel weniger Gehalt gezahlt, aber länger gearbeitet. Einer Analyse der Böckler-Stiftung zufolge fielen im vergangenen Jahr bundesweit noch 52 Prozent der Beschäftigten unter den Geltungsbereich eines Tarifvertrages, das waren zwei Prozent weniger als 2018. Vor 20 Jahren hatten noch 68 Prozent der Beschäftigten hierzulande einen Tarifvertrag.

Besonders betroffen vom bröckelnden Tarifsystem sind die Arbeitnehmer in Ostdeutschland, wo sowohl Arbeitgeberverbände als auch Gewerkschaften weniger Mitglieder haben als im Westen. Wenn jedoch die Tarifparteien schwach sind, gibt es kaum Tarifverträge. Gleichzeitig „unterbieten hier die tariflosen Betriebe die Konditionen der Tarifverträge besonders deutlich“, heißt es in der Analyse.

18 Prozent weniger Geld

Am extremsten ist das in Sachsen-Anhalt und in Brandenburg, wo die Beschäftigten in tariflosen Betrieben monatlich 17,7 Prozent weniger Gehalt bekommen als Arbeitnehmer in vergleichbaren Betrieben mit Tarifbindung. In Sachsen-Anhalt beträgt der Rückstand sogar 18,3 Prozent. Vollzeitbeschäftigte in tariflosen Betrieben arbeiten bundesweit im Schnitt wöchentlich 53 Minuten länger und verdienen elf Prozent weniger als Beschäftigte in Betrieben mit Tarifbindung, die hinsichtlich der Betriebsgröße, des Wirtschaftszweiges, der Qualifikation der Beschäftigten und des Standes ihrer technischen Anlagen identisch sind, heißt es weiter in der Studie.

OT-Verbände forcieren Tarifflucht

Es gibt mehrere Gründe für den Tarifschwund. „In industriellen Großbetrieben sind Arbeitsplätze verloren gegangen, während in kleinteiligeren Bereichen neue entstanden sind.“ Das mache es für Gewerkschaften schwieriger, Mitglieder zu organisieren. Ferner gebe es auf Seiten der Arbeitgeber „zum Teil heftigen Widerstand“ gegen Tarifverträge. Schließlich hätten Arbeitgeberverbände durch die Einführung von sogenannten OT-Mitgliedschaften (ohne Tarifbindung) die Tarifflucht forciert.

Die Politik will sich einmischen

Die Böckler-Autoren plädieren für eine Stärkung der Tarifbindung mit Hilfe der Politik. Dazu könnt die Erleichterung der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen für ganze Branchen beitragen sowie die Vergabe öffentlicher Aufträge nur noch an Unternehmen mit Tarifverträgen. Entsprechende Pläne gibt es im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Der SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil kann sich dazu auch steuerliche Anreize für Tarifverträge vorstellen.

Womöglich trägt aber auch der Fachkräftemangel zu einer Trendwende bei. „Arbeitgeber, die sich nicht an Tarifverträge halten, sind für Beschäftigte weniger attraktiv“, schreiben die Böckler-Autoren. Das ist gerade auch in der ostdeutschen Politik erkannt worden. So wirbt etwa der Magdeburger Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) für Tarifverträge und Gewerkschaften.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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