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Die Corona-Pandemie trifft die Seelen unserer Jugend mit voller Wucht

Die Corona-Pandemie trifft die Seelen unserer Jugend mit voller Wucht

Die Berliner Diplom-Psychologin Ina Lambert (37) sagt, die Ängste der Jugendlichen seien enorm gestiegen

Foto: Jugendnotmail/Andrea Katheder

Die Berliner Diplom-Psychologin Ina Lambert ist Koordinatorin bei „Jugendnotmail“. Hier erzählt sie B.Z., wie schwer Jugendliche vom Lockdown getroffen sind und welche Sorgen sie sich machen.

Notrufrekord bei der Chatberatung. Im Pandemie-Jahr stiegen beim Berliner Angebot „Jugendnotmail“ die Anfragen Jugendlicher um 20 Prozent. Im Jahr 2020 wurden mehr als 2750 Einzelberatungen durchgeführt. 160 Ehrenamtliche Berater tauschten dabei 30.000 Nachrichten aus. Auch das ein Rekord. Diplom-Psychologin Ina Lambert (37) ist Koordinatorin bei „Jugendnotmail“.

Wie sind Jugendliche durch den Lockdown betroffen? Welche Probleme beschäftigen sie?

Das Thema Angst hat stark zugenommen. Viele Jugendliche wissen nicht, wie sie einen Ausbildungs- oder Studienplatz finden sollen. Das kann zu Angstzuständen und Depressionen führen. Bei diesem Thema gibt es einen Anstieg um 46 Prozent. Ein Mädchen hat uns zum Beispiel geschrieben, dass sie sich seit Monaten nicht traut, aus dem Haus zu gehen. Andere sind ganz allgemein verunsichert durch die Folgen der Pandemie, machen sich Sorgen allein zu sein. Kinder spüren aber auch, wenn sich die Eltern Sorgen um Geld oder Arbeit machen. Das kann ebenfalls verunsichern.

Wie alt sind die Kinder, die Ihnen schreiben?

Hauptsächlich schreiben uns 12–19-jährige, die meisten sind zwischen 15 und 17 Jahre alt.

Was schreiben die Jugendlichen konkret?

Da heißt es zum Beispiel: „Wir haben Streit zu Hause. Was kann ich tun, damit es besser wird“, „Ich habe Stress in der Schule, ich halte es nicht aus“, „Ich sitze zu Hause, kann meine Freunde nicht sehen, habt ihr einen Tipp?“ Oder: „Ich würde gern eine Ausbildung beginnen. Weiß aber nicht, wie ich mich bewerben soll.“ Aber eben auch: „Mit geht es seit mehreren Monaten total schlecht. Ich fühle mich antriebslos und brauche mal jemandem zum Reden.“

Wie wirken sich die Schulschließungen aus?

Der sichere Rahmen des Alltags fällt weg, die Kinder sehen ihre Freunde kaum noch. Dadurch steigen familiäre Konflikte. Das ist eine große Belastung. Dazu kommt, dass zwar das soziale Umfeld der Schule fehlt, aber Leistung wird weiterhin gefordert. Klassenarbeiten werden ja trotzdem geschrieben. Viele fühlen sich einsam und isoliert.

Welche anderen Probleme gibt es?

Jugend ist normalerweise die Zeit, in der man sich von den Eltern löst, selbstständiger wird. Das fällt gerade für viele weg und verschiebt sich nach hinten.

Welche Folgen hat das?

Ich bin sicher, dass der Lockdown gerade für Jugendliche in Zukunft große Auswirkungen haben wird, z. B. Angsterkrankungen zunehmen könnten. Aber schon jetzt gibt es viel zu wenig Kinder- & Jugendpsychotherapeuten. Gerade auf dem Land ist es sehr schwer, einen Platz zu bekommen. Da muss es einen leichteren Zugang geben. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe.

Kommen die Sorgen Jugendlicher in der Diskussion zu kurz?

Ich denke schon, ja. Sie sind besonders betroffen, aber diese Sorgen werden in der öffentlichen Diskussion nicht genug wahrgenommen. Es gab im Sommer eine Studie der Universität in Hildesheim, die das untersucht hat. Da wurde festgestellt, dass die Belange junger Menschen nicht angemessen berücksichtigt wurden. Dabei leiden sie eben besonders. Sie können ihre Freunde nicht sehen, die Schulen sind zu. Freizeitangebote fallen weg, das ist dramatisch.

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

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