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Die australische Sängerin Anita Lane ist gestorben : Blühende Unterwelt

Mehr als nur die Muse von Nick Cave: Zum Tod der australischen Sängerin und Musikerin Anita Lane. Ein Nachruf

Die australische Sängerin Anita Lane ist gestorben : Blühende Unterwelt

Anita Lane (1960-2021), hier auf dem Cover ihres 1995 veröffentlichten Albums “Dirty Pearl”.Foto: Mute

Es war im Sommer 1992, als die Berliner Band Die Haut zu ihrem zehnjährigen Bandbestehen ein Konzert im damals noch neben der Schwangeren Auster gelegenen Tempodrom spielte.

Sie hatte dazu alle ihre Freunde und Wegbegleiterinnen eingeladen, Lydia Lunch oder Kim Gordon von Sonic Youth, Jeffrey Lee Pierce vom Gun Club, der wegen seiner Leberzirrhose der Einladung nicht mehr folgen konnte; natürlich Nick Cave und Blixa Bargeld, in deren Bands die Mitglieder von Die Haut immer mal wieder mitspielten. Eine illustre Schar, ein Star-Reigen, dieser Abend.

Für den Höhepunkt jedoch sorgte eine in dieser Szene wohlbekannte, ansonsten aber wenig berühmte Musikerin: Anita Lane. Mit Blixa Bargeld sang Lane im Duett das Stück „Subterranean World“: Sie stand in einem blauen Stoffkleidchen am Mikro, führte hie und da einen Dialog mit Bargeld zwischen den Gitarrenpassagen und stimmte gleichermaßen maulig wie sehnsüchtig den Refrain „How long have we known each other now” an – um diese Frage mal mit dreißig, mal mit fünfzehn, mal mit zehn zu beantworten.

Sie und Nick Cave waren einige Jahre ein Liebespaar

Der Song passte exakt zu der vergangenheitsselig-melancholischen Stimmung des Abends, an dem noch einmal die Räusche und die Verschwendung und der von den australischen Expats bestimmte Berliner Underground der achtziger Jahre gefeiert und beschworen wurde.

Anita Lane, am 18. März 1960 in Melbourne geboren und dort aufgewachsen, kannte Nick Cave und Blixa Bargeld natürlich lange schon. Sie war eine Mitschülerin des späteren Birthday-Party- und These-Immortal-Souls-Musiker Rowland S. Howard, lernte Nick Cave an der Kunsthochschule kennen und spielte in dessen Bands Birthday Party und Bad Seeds, als Sängerin, Keyboarderin und auch Songschreiberin.

Die australische Sängerin Anita Lane ist gestorben : Blühende Unterwelt

Nick Cave, Anita Lane und Blixa Bargeld auf dem Die-Haut-Konzert 1992 im TempodromFoto: Imago

1982 ging Lane mit Cave, mit dem sie ein paar Jahre zusammen war, nach West-Berlin, wo die Beziehung zerbrach, sie aber im Hintergrund bei den Aufnahmen zu den Cave-Alben „From Her To Eternity“ oder „Your Funeral My Trial“ mitwirkte.

Ob sie sich mehr als Muse denn als Musikerin mit eigenen Ambitionen verstand? Ob es ihr ausreichte, nur hie und da mal ein Duett mit Bargeld, Kid Congo Powers oder Mick Harvey zu singen? Oder auf dem Neubauten-Album „Tabula Rasa“ in einem Stück, „Blume“, am Mikro zu stehen?

Lane veröffentlichte zwei wunderbare Solo-Alben

Ihre Stimme changierte schön zwischen der von Nancy Sinatra, Nico oder Marianne Faithfull, auch an Lana Del Rey muss man beim Wiederhören denken (die in den achtzigern natürlich gerade erst geboren wurde). Anita Lanes Timbre passte sehr gut zum Sound eben jener großen Berliner Mauerzeit.

1993 erschien ihr erstes Soloalbum mit dem treffenden Titel „Dirty Pearl“. Produziert von Cave, Bargeld oder Barry Adamson, finden sich darauf einige exklusive Stücke, aber auch viele der von ihr mitbestimmten Titel von Birthday Party, den Neubauten und auch „Subterranean World“. „Dirty Pearl“ ist ein wunderbares, konsequent aus der Zeit gefallenes Album, für das sich trotz des immer größeren Erfolgs von Nick Cave in den neunziger Jahren, leider kaum jemand interessierte.

Lane versuchte es 2001 noch einmal, mit dem von Mick Harvey produzierten Album „Sex O’ Clock“, darauf unter anderem eine elegische Coverversion von „Bella Ciao“ und eine großartige von Gil Scott-Herons „Home Is Where the Hatred Is“. Einzigartiger Orchester-Pop, all das, leider nur sehr unbeachtet. Anita Lane hatte sich zu der Zeit schon wieder nach Australien zurückgezogen. Dort ist sie nun von ihrem Sohn Raphael tot in ihrer Wohnung in Melbourne aufgefunden worden. Sie wurde 61 Jahre alt.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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