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Deutschland rechnet nicht mit Engpässen : Ukraine stellt Gas-Transit nach Europa teilweise ein

Im Gebiet Luhansk stoppt die Ukraine die Durchleitung von russischem Gas. Als Grund gibt der Netzbetreiber die russische Besatzung an.

Deutschland rechnet nicht mit Engpässen : Ukraine stellt Gas-Transit nach Europa teilweise ein

Eine Gas-Station im ukrainischen Uschhorod.Foto: Gleb Garanich/File Photo/REUTERS

Kriegsbedingt hat die Ukraine seit Mittwochmorgen den Transit von russischem Gas im Gebiet Luhansk im Osten des Landes eingestellt. Damit fielen bis zu 32,6 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag weg – das sei fast ein Drittel der täglich über die Ukraine nach Europa transportierbaren Höchstmenge, teilte der ukrainische Gasnetzbetreiber GTSOU am Dienstag mit.

Aufgrund der russischen Besatzung sei es unmöglich geworden, den Punkt Sochraniwka sowie die Verdichterstation Nowopskow zu kontrollieren, hieß es. Der Betreiber berief sich auf einen Fall „höherer Gewalt“. Sochraniwka ist Teil der Sojus-Pipeline, die vom russischen Gebiet Orenburg bis ins ukrainische Uschhorod führt.

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Für die Durchleitung durch die Sojus-Pipeline in Richtung Westen wurden für diesen Tag nur noch Aufträge des russischen Energieriesen Gazprom angenommen, bei denen Gas in eine Station auf russischem Staatsgebiet gepumpt wird, wie aus GTSOU-Daten von Mittwochmorgen hervorgeht.

Auch Nachrichtenagenturen in Moskau beriefen sich auf diese Angaben. Eine offizielle Mitteilung mit einer Bestätigung des tatsächlich erfolgten Teil-Transitstopps gab es von ukrainischer Seite zunächst nicht.

Der russische Energieriese Gazprom bestätigte, dass weniger Gas durch die Ukraine in Richtung Europa geleitet wird. „Gazprom liefert am 11. Mai russisches Gas im Umfang von 72 Millionen Kubikmetern für den Transit durch das Gebiet der Ukraine“, sagte Unternehmenssprecher Sergej Kuprijanow der Agentur Interfax zufolge. Am Vortag habe das Auftragsvolumen noch bei 95,8 Millionen Kubikmetern gelegen.

Unterdessen betonte das Bundeswirtschaftsministerium, dass Deutschland derzeit auch bei Einschränkungen des Transits von russischem Gas durch die Ukraine keine Engpässe drohen. „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell weiter gewährleistet“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.

„Wir beobachten die Lage genau“, sagte die Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Bundesnetzagentur solle in ihrem täglichen Lagebericht, der in der Regel gegen Mittag veröffentlicht wird, eine Einschätzung abgeben.

Am Mittwochmorgen sanken die Buchungen für den russischen Gastransit über die Schlüsselroute Sochraniwka nach Europa auf null. Das geht aus Daten der GTSOU hervor.

Gazprom betont Lieferverpflichtungen

Dagegen erklärt der russische Erdgaskonzern Gazprom, eine derartige Umstellung sei technisch unmöglich. GTSOU zufolge fließt über Sochraniwka fast ein Drittel des Erdgases, das von Russland über die Ukraine nach Europa geleitet wird.

Die Ukrainer deuteten an, dass Russen den Betrieb der Anlagen zuletzt gestört hätten. Russlands Energieriese Gazprom wiederum, der zuletzt täglich fast 100 Millionen Kubikmeter Gas durch die Ukraine in Richtung Europa gepumpt hatte, erklärte, man habe „keinerlei Bestätigungen über Umstände höherer Gewalt“ erhalten. Die Ukrainer hätten in den vergangenen Wochen ganz „ungestört“ in Sochraniwka gearbeitet.

Die nun wegfallenden Lieferungen stattdessen direkt an den Punkt Sudscha, der auf russischem Gebiet in Grenznähe zur Ukraine liegt, durchzuleiten, sei technisch nicht möglich, sagte Sprecher Sergej Kuprijanow der Agentur Interfax zufolge. Am Sudscha-Knotenpunkt stand die Buchungsdurchleitung am Mittwoch den GTSOU-Daten zufolge bei knapp 72 Millionen Kubikmetern.

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Ob eine Kompensierung über ganz andere Routen möglich sei, ließ er zunächst offen. Das russische Energieunternehmen Gazprom betonte einmal mehr, alle seine Verpflichtungen gegenüber europäischen Kunden zu erfüllen.

Russische Offensive beeinträchtigt Gastransit massiv

Die vertraglich mögliche maximale Auslastung für den ukrainischen Gastransit nach Europa liegt bei 109 Millionen Kubikmetern pro Tag. Die Hauptroute für russisches Gas nach Europa ist allerdings die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Russischen Angaben zufolge liefen über Nord Stream 1 zuletzt jährlich 60 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr nach Europa.

[Lesen Sie zudem: „Das ist jetzt doof mit der Abhängigkeit, klar“: Schwedt – die Stadt an Moskaus langer Leine (T+)]

Zweieinhalb Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Moskau am Dienstagvormittag mitgeteilt, gemeinsam mit prorussischen Separatisten bis an die Verwaltungsgrenzen von Luhansk vorgedrungen zu sein.

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Der Chef des ukrainischen Energieversorgers Naftogaz, Jurij Witrenko, hatte jüngst gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gewarnt, dass der Transit russischen Gases durch die Ukraine nach Westeuropa in Gefahr geraten könne, wenn Russland seine Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur fortsetzen sollte.

Deutschland ist stark von russischem Gas abhängig. Forderungen etwa nach einem Gasembargo sind daher sehr umstritten.

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Jüngsten Angaben des Wirtschaftsministeriums zufolge sank die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas seit Kriegsbeginn immerhin von zuvor 55 Prozent auf etwa 35 Prozent. Bis Sommer 2024 ist demnach eine schrittweise Verringerung auf zehn Prozent des Gasverbrauchs möglich.

In der nun anstehenden wärmeren Jahreszeit wird Deutschland weniger Gas verbrauchen. Allerdings müssen die Speicher für den kommenden Winter aufgefüllt werden. Ein neues Gesetz sieht Mindestfüllmengen zu bestimmten Stichtagen vor: Am 1. Oktober eines Jahres 80 Prozent, am 1. November 90 Prozent und am 1. Februar 40 Prozent. (dpa, Reuters)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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