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Der Feuerberg von Schönfließ : Wie DDR-Wissenschaftler einen Urzeit-Vulkan in Brandenburg entdeckten

Der Norden Berlins war vor 290 Millionen Jahren eine ganz heiße Gegend. Kurz hinter der Stadtgrenze ragte ein Vulkan in die Höhe.

Der Feuerberg von Schönfließ : Wie DDR-Wissenschaftler einen Urzeit-Vulkan in Brandenburg entdeckten

Die Vulkanspitze des Merapi in Indonesien. Sah es vor 290 Millionen Jahren in Schönfließ vielleicht so ähnlich aus?Supriyanto/XinHua/dpa

Wer heute auf der Glienicker Chaussee nördlich von Berlin Richtung Schönfließ fährt, mag sich kaum vorstellen, dass dies einmal eine überaus unwirtliche, lebensfeindliche Umgebung gewesen ist. Genau hier, südöstlich der Straße, war die Spitze eines gewaltigen Vulkans, dessen Krater einen Durchmesser von vermutlich zwei Kilometern hatte – also bis nach Reinickendorf reichte – und ebenso hoch aus dem flachen Land emporragte.

Das ist allerdings etwa 290 Millionen Jahre her, in einer Zeit, in der sich die heutigen Erdteile noch nicht ausgeprägt hatten und in der nur der Urkontinent Pangäa einigermaßen festen Boden bildete. Zu Pangäa gehörten das heutige Europa, Asien, Afrika und beide Amerikas, und Berlin hätte auf Höhe des Äquators gelegen.

Woher man das alles weiß? Durch Boden-Erkundungen von DDR-Wissenschaftlern, die auf der Suche nach Rohstoffen die vorliegenden Erddaten über die Plattentektonik durchforschten und aus diesen auf die Existenz eines Vulkans in dieser Region schlossen.

So wurde zwischen 1968 und 1970 eine 5000 Meter tiefe Bohrung gemacht, bei der man zwar auf die Reste des Vulkans stieß, bei der Suche nach Erzen aber nicht fündig wurde. Deshalb geriet die Stelle weitgehend in Vergessenheit, die Reste des bei den Bohrungen anfallenden Abraums wurden auf der Fläche um die Bohrstelle verteilt, und heute erinnert nicht einmal eine Plakette oder eine Tafel an das, was hier geschah.

Erst der 56 Jahre alte Molekularbiologe Lutz Essers aus Tegel stieß bei seiner regelmäßigen Durchforstung von Erd- und Oberflächendaten – ein großes Hobby von ihm – auf Spuren von Bohrung und Vulkan.

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Essers arbeitet in der Wirtschaft und in der medizinischen Forschung und Produktion über Wissens- und Technologietransfers. Und angewandten Wissenstransfers haben wir auch seine genaue Verortung jenes Vulkans zu verdanken, der vor 290 Millionen Jahren unmittelbar vor der Stadtgrenze des heutigen Berlin Lava und Asche spie und dessen Krater bis nach Berlin reichte.

Die Reste dieses Vulkans „ruhen“ in 3756 Meter Tiefe, von seiner einstigen Höhe von etwa 2000 Metern sind noch 1069 Meter erhalten. Und dieser Vulkan ruht wirklich. Keine Sorge also, er wird nicht wieder ausbrechen. Jedenfalls nicht in einer Zukunft, die für die Zeiträume, in denen wir denken können, eine Rolle spielt.

[Wer mehr über die geologische Geschichte Brandenburgs erfahren will, muss auf den bekannten Suchportalen den Begriff „Geoatlas Brandenburg“ eingeben. Oder online auf die Seite des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR) unter: lbgr.brandenburg.de/ gehen.]

Auch auf die Frage, wie dieser gewaltige Vulkan einfach verschwinden konnte, gibt die geologische Wissenschaft eine Antwort. Durch die Plattentektonik, die Verschiebung der Erdplatten, sackte der Vulkan wie der ganze Norden Deutschlands ab, und darüber schichtete sich im Laufe der Jahrmillionen das abgetragene Material der einst sehr hohen Mittelgebirge Deutschlands.

Wer einen Ausflug zum ehemaligen Berlin-Brandenburger Vulkan machen will, muss das mit dem Rad oder Auto tun – und festes Schuhwerk mitbringen. Einen Parkplatz gibt es an der Stelle nämlich nicht, aber auf der nördlichen Seite der Glienicker Chaussee ist ein Radweg, den man von Glienicke aus nutzen kann.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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