Dnachrichten.de
Berlin news - Die offizielle Website der Stadt Berlin. Interessante Informationen für alle Berlinerinnen, Berliner und Touristen.

Bis zu 50.000 Euro Strafe : In Walldorf dürfen Katzen jetzt nicht mehr raus

In der Stadt Walldorf in Baden-Württemberg hat die Verwaltung den Katzen Hausarrest erteilt. Damit soll die vom Aussterben bedrohte Haubenlerche geschützt werden.

Bis zu 50.000 Euro Strafe : In Walldorf dürfen Katzen jetzt nicht mehr raus

Eine Katze auf der Lauer…Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Radikale Maßnahme für den Vogelschutz: Viele Bewohner der Stadt Walldorf im Rhein-Neckar-Kreis müssen ihre Hauskatzen ab sofort den ganzen Sommer über einsperren. Um die vom Aussterben bedrohte Haubenlerche zu schützen, hat die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. Demnach dürfen Hauskatzen im südlichen Teil der Stadt bis Ende August 2022 sowie die nächsten drei Jahre jeweils von Anfang April bis Ende August nicht mehr vor die Tür.

Für den Fortbestand der Art komme es „auf das Überleben jedes einzelnen Jungvogels“ an, teilte der Landkreis mit.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Warum muss die Haubenlerche geschützt werden?

Die Haubenlerche hat die höchste Gefährdungskategorie „Rote Liste 1“ (vom Aussterben/Erlöschen bedroht). Landesweit gäbe es nur 60 Reviere, in Baden-Württemberg brütet der Vogel ausschließlich im Regierungsbezirk Karlsruhe im Bereich zwischen Karlsruhe und Mannheim. In Walldorf gab es nach Angaben des Kreises 2021 lediglich drei Brutpaare – und zwar im südlichen Teil der Stadt, wo Katzen nun nicht mehr aus dem Haus dürfen.

Katzen bedrohen die Haubenlerchen

Bisher sei es nicht gelungen, die lokale Population in Walldorf mit Maßnahmen wie etwa einem vorübergehenden Stopp von Bauarbeiten ausreichend zu schützen. Von einer an sich erfolgreichen Brut hätten dann nur wenige Jungvögel überlebt. Unter den Gründen nennt der Kreis neben freilaufenden Katzen auch Elstern, Rabenkrähen, Füchse und Marder – gegen die unter anderem mit Fallen und Jagden vorgegangen worden sein soll. Die Katzen seien in Walldorf „aufgrund der Siedlungsnähe kein unwesentlicher Faktor, weshalb auch bzgl. der Katzen Maßnahmen notwendig sind“.

Die hohe Dichte der Katzen sei eine Gefahr für die Haubenlerche, auch da die Vögel nur am Boden nach Nahrung suchten und nur dort brüten würden. In anderen Gebieten Deutschlands ist die Haubenlerche ebenfalls bedroht, wie beispielsweise die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. 2020 auf Twitter mitteilte.

Was passiert, wenn eine Katze doch nach draußen geht?

Bei Zuwiderhandlung gegen die Allgemeinverfügung wird ein Zwangsgeld von 500 Euro angedroht. Tötet oder verletzt eine Katze eine Haubenlerche, kann das eine Geldbuße von bis zu 50.000 Euro bedeuten. Allerdings kann im Einzelfall durchaus entschieden werden, dass Katzen doch nach draußen dürfen, sofern für die Haubenlerche nachweislich keine Gefahr besteht.

Alternativ darf eine Katze draußen an einer maximal zwei Meter langen Leine geführt werden. Und wer per GPS-Tracking seiner Katze im Zeitraum September bis März nachweist, dass sich das Tier nicht im Gefahrenbereich aufhält, darf die Katze unter Umständen ebenfalls rauslassen (Details siehe Allgemeinverfügung Punkt 6).

Wer kontrolliert die Anordnung?

Sehr fraglich bleibt, wie die Anordnung in der Praxis kontrolliert werden soll. Ein Kreissprecher teilte der Rhein-Neckar-Zeitung mit, dass Mitarbeiter eines Fachbüros Ausschau nach freilaufenden Katzen halten sollen. Die Mitarbeiter könnten dann gegebenenfalls nachverfolgen, wo eine Katze herkommt, auch durch das Auslesen des Ohr-Chips – vorausgesetzt natürlich, sie bekommen das jeweilige Tier überhaupt zu fassen.

Katzen bedrohen auch andere Vogelarten

Daniel Lingenhöhl, Chefredakteur des Magazins „Spektrum der Wissenschaft“, verweist in der Diskussion über die Vorgänge in Walldorf auf ein grundsätzliches Problem mit Hauskatzen: Laut Statistik sollen 2021 etwa 17 Millionen Hauskatzen und etwa zwei Millionen verwilderte Streuner in Deutschland gelebt haben – jährlich würden Millionen Vögel und Reptilien diesen Katzen zum Opfer fallen.

Das sei nicht in jedem Fall so problematisch wie bei der Haubenlerche, teilweise würden die jagenden Katzen aber Bestände weiter reduzieren, die ohnehin bereits sehr klein sind. Lingenhöhl bezieht sich auf Studien aus Großbritannien, die Stare, Heckenbraunellen und Singdrosseln betreffen. Außerdem sei die Artenvielfalt bei Vögeln im Siedlungsraum umso kleiner, je mehr Katzen dort leben würden.

Tierschutzverein kündigt juristische Schritte an

Der Tierschutzverein Wiesloch/Walldorf kündigte an, sich juristisch gegen die Allgemeinverfügung für Walldorf wehren zu wollen, wie die „Rhein-Neckar-Zeitung“ am Mittwoch berichtete. „Bewahren Sie bitte Ruhe“, richtete sich der Vereinsvorsitzende Volker Stutz dem Blatt zufolge an die Katzenhalter. „Ich versichere Ihnen, dass wir unser Bestes geben, um diese unverhältnismäßige Maßnahme zu stoppen.“ (mit dpa)

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Accept Read More

Privacy & Cookies Policy