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Beziehungs-Fernsehen : Paar-Therapie

Wie einst Liv Ullmann und Erland Josephson: Die US-Serie „Scenes from a Marriage“ adaptiert „Szenen einer Ehe“ von Ingmar Bergman.

Beziehungs-Fernsehen : Paar-Therapie

Auf und ab wie einst mit Liv Ullmann und Erland Josephson. Oscar Isaac und Jessica Chastain in der US-Serien-Adaption von „Szenen…Foto: Die Verwendung ist nur bei redaktioneller Berichterstattung im Rahmen einer Programmankündigung ab 2 Monate vor der ersten Auss

Eine Frau betritt den Set. Kurze Maske in der Garderobe, letzte Tupfer, dann wechselt sie das Zimmer, nimmt neben ihrem Mann auf dem Sofa Platz vor der Kamera und spricht in der Folge darüber, ob ihre Ehe es nach zehn Jahren noch wert ist, erhalten zu werden. „Action!“ „Scenes from a Marriage“, die erste. Ist das schon Fiktion? Oder doch noch das Doku-Vorspiel? Die neue Serie auf Sky ist ein Vexierspiel. Wie die Vorlage: Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“, die kammerspielartige Fernsehfassung über die Destruktion einer Beziehung von 1973, die ihren Reiz auch daraus bezog, dass es einerseits zutiefst realistisch war, andererseits aber auch jederzeit als Spiel und dezidiert filmische Situation entlarvt werden konnten.

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Nicht unkomplex, das Ganze. Ein Straßenfeger wie bei Bergman wird diese Streamingserie sicher nicht werden, wobei sich die US-Darsteller Oscar Isaac („Dune“, „Star Wars“) und Jessica Chastain („Molly’s Game“) durchaus mit Liv Ullmann und Erland Josephson in Ingmar Bergmanns Klassiker messen lassen können. Der schwedische Regisseur feierte mit den beiden einen seiner größten Erfolge und gewann einen Golden Globe für den besten ausländischen Film. Das Netflix- und HBO-verwöhnte Publikum ist nach fast 50 Jahren ein anderes.

[ „Scenes from a Marriage“, ab Montag auf Sky im Original, wöchentlich eine von fünf Episoden. Die Ausstrahlung der synchronisierten Fassung erfolgt ab 19. November auf Sky Atlantic]

So eingestimmt lässt es sich dem Paar – auch ohne Bergman im Hinterkopf – gebannt folgen durch fünf Stunden subtiles Mienenspiel, Beleidigungen, Zärtlichkeiten, Stimmungsschwankungen, bedeutungsvolle Blicke, vivisektorische Tischgespräche, Paartherapie, Annäherung, wiederentdeckte Leidenschaft, eine ungewollte späte Schwangerschaft, Gewalt und wiederum Annäherung, bis zum süß-bitteren Ende, das hier nicht verraten wird. Mit Hollywood hat das aber eher wenig zu tun.

Die Ausgangslage: Beide sind Anfang 40, sie ist Product-Managerin, er Akademiker, eine nicht mehr ganz junge Liebe aus College-Zeiten, mit Freunden gesettelt, mit einer vierjährigen Tochter. Man hat sich ein wenig arrangiert. Geht da noch was? Woody Allen hätte daraus eine Screwball-Comedy gemacht, die Sky-Serie zieht das Drama durch.

Dialogfernsehen

„Was fühlst du?“ „Ich weiß nicht.“ Man muss die Art Dialogfernsehen schon mögen. Keine Action. Keine Musik. Von gängigen TV-Soap-Formaten ist das erstaunlicherweise gar nicht so weit entfernt. Natürlich nur, wenn man die elegische Inszenierung außer Acht lässt. Draußen sieht es aus wie bei „Desperate Housewives“, drinnen lange Kamerafahrten durch das aufgeräumte Haus, die erahnen lassen, wie einsam und missverstanden sich die Bewohner hier fühlen. Das Drehbuch verfasste Hagai Levi („In Treatment“, „The Affair“), der auch Regie führte.

Plötzlich Risse in der Ehe

Die Krise einer scheinbar unerschütterlichen Ehe, die mit dem Besuch einer Journalistin plötzlich Risse offenbart. Eine ikonische Darstellung von Liebe, Hass, Begehren, Monogamie, Erotik und Verzweiflung, Ehe und Scheidung aus der Perspektive eines zeitgenössischen amerikanischen Paares, mit diversen Brüchen zwischen Fiktion und Realität. Der Zuschauer muss sich da manches zusammensetzen. Starkes Reenactment, am Ende sind es auch die Privatpersonen Jessica und Oscar, die durch das Bild oder in ihre jeweilige Garderobe gehen. Weniger Vexierspiel wäre hier mehr gewesen. Ingmar Bergman hätte aber sicher nichts dagegen gehabt. Der Geist des schwedischen Klassikers ist nicht rauszukriegen. Wirklich neue Antworten und Erkenntnisse zur wahrhaftigen Ehe nach zehn gemeinsamen Jahren gibt es in der US-Adaption zwar nicht. Eine Serienempfehlung ist das aber trotzdem. Schwer zu sagen nur, ob sich diese neue Streamingserie auch als Paar gut angucken lässt. Fühlst du dich ertappt? Das kann schmerzhaft und heilsam zugleich sein.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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