Dnachrichten.de
Berlin news - Die offizielle Website der Stadt Berlin. Interessante Informationen für alle Berlinerinnen, Berliner und Touristen.

Berlins Wahlplakate im großen B.Z.-Check!

Berlins Wahlplakate im großen B.Z.-Check!

Lorraine Christochowitz (35) und Dr. Johannes Bohnen (55) analysieren für die B.Z. Plakate im Berliner Wahlkampf
Foto: Stephanie von Becker/BZ-Kombo

Sonntag ist es nicht mehr zu übersehen: Über Nacht ist der Wahlkampf auf den Hauptstadt-Straßen da, dann sehen Sie die Kandidaten 100.000-mal in der Stadt. Kampagnen-Experten bewerten, was sie uns sagen.

Sieben Wochen vor dem Wahltag dürfen die Parteien ihre Kandidaten und Botschaften auf Mittelstreifen und Lichtmasten präsentieren. Es wird allerdings auch gern gemogelt und am Samstag ein Frühstart hingelegt. Denn die ehrenamtlichen Helfer der Parteien haben am Wochenende frei, wollen viel schaffen. Außerdem geht‘s ums Besetzen der besten Plätze an den Masten – für Großplakate braucht man eine Genehmigung.

Alle Parteien kleben mindestens in drei Wellen, wechseln also die Motive mehrmals aus. Zeitgleich werden über 100.000 Plakate in der Hauptstadt präsent sein. Aber was sagen uns die Motive, die Slogans, die Gesichter der Spitzenkandidaten?

Die Kommunikations-Profis Virginia Lorraine Christochowitz (35) und Dr. Johannes Bohnen (55, „BOHNEN Public Affairs“) checken in der B.Z., ob die Plakate gelungen sind. Ihr Gesamteindruck: „Die großen Parteien bewegen sich etwas von ihrem Kernimage weg. Grüne wollen Schwere und Regierungsfähigkeit ausstrahlen. Die Union betont Frische, Dialogfähigkeit, Jugendlichkeit und Diversität.“

Und: „Auf förmliche Kleidung bzw. Krawatte wird überall verzichtet. Die Nahbarkeit steht im Vordergrund.“

SPD

400 Großflächen/10.000 Franziska-Giffey-Plakate/Ihr Motto: „Ganz sicher Berlin“/1,8 Mio. Euro Wahlkampfetat/Berater-Agentur: Ballhaus West

Berlins Wahlplakate im großen B.Z.-Check!

Das Wahlplakat der SPD (Foto: SPD)

„Das Plakat ist eine Wohlfühl-Emo-Dusche. Franziska Giffey, als einzige schick und bürgerlich gekleidet, demonstriert Alltagstauglichkeit, hat den ganz normalen Bürger im Blick. Kiez, Rad, Hund, Mann mit Tattoos – mehr Friede-Freude-Eierkucken geht fast nicht. Sie bedient hier die Sehnsucht nach Normalität nach der Pandemie. Der Slogan ‘Ganz sicher Berlin‘ ist vieldeutig. Auf einer psychologisch höheren Ebene ist das richtig.“

CDU

300 Großflächen/7000 Kai-Wegner-Plakate/Sein Motto: „Unser Berlin. Bereit für mehr“/2,9 Millionen Euro Wahlkampfetat/Berater-Agentur: Campaigning Bureau

Berlins Wahlplakate im großen B.Z.-Check!

Das Wahlplakat der CDU (Foto: Stephanie von Becker)

„Die Worte ‘Mein Ziel‘ zeigen den Anspruch, gestalten zu wollen. Spitzenkandidat Kai Wegner umgibt sich mit jungen, diversen Leuten, signalisiert: Wir müssen offen und im Gespräch sein, gerade mit der jungen Generation. Ein optimistischer Grundton gegen das Gejammere. Das Plakat wirkt sehr clean, ist schnell zu erfassen. Die Umgebung ist ein Tick zu beliebig, wirkt wie ländlicher Raum.“

GRÜNE

400 Großflächen/5500 Bettina-Jarasch-Plakate/Ihr Motto: „Klar geht das“/2,7 Mio. Euro Wahlkampf-Etat/Berater-Agentur: dieckertschmidt

Berlins Wahlplakate im großen B.Z.-Check!

Das Wahlplakat der Grünen (Foto: Stephanie von Becker)

„Hier wird jenseits vom bekannten Schwarz-Weiß eine neue Ästhetik gewagt. Es dominiert ein sehr grüner Grundton, was die tiefe Verbundenheit mit dem Ökothema signalisiert, aber doch etwas düster wirkt. Spitzenkandidatin Bettina Jarasch guckt etwas traurig-skeptisch, obwohlt die inhaltliche Aussage ein Lösungsansatz ist. Ihr Name ist nur klein zu lesen – man glaubt, über die Partei mehr anzusprechen als über die Person.“

LINKE

300 Großflächen/2200 Klaus-Lederer-Plakate/Sein Motto: „Mit euch mach ich alles“/1,4 Mio. Euro Wahlkampf-Etat/Berater-Agentur: DiG/Plus

Berlins Wahlplakate im großen B.Z.-Check!

Das Wahlplakat der Linken (Foto: Stephanie von Becker)

„Klaus Lederer stellt sich zentral einer Person mit Migrationshintergrund gegenüber. Als Zuhörer, als Kümmerer. Die Plattenbauten zeigen den klaren Fokus auf Ostberliner Wählerschaft. Er sagt ‘Eure Stadt‘, das klingt distanziert – warum nicht unsere Stadt? Er appelliert nicht an Eigenverantwortung, sondern es klingt wie, wir machen das schon. Wir sind die Entscheider.“

FDP

500 Großflächen/10.000 Sebastian-Czaja-Plakate/Sein Motto: „Holen wir uns die Zukunft“/keine Angabe zum Wahlkampfetat/Berater-Agentur: Heimat

Berlins Wahlplakate im großen B.Z.-Check!

Das Wahlplakat der FDP (Foto: Stephanie von Becker)

„Die schrillen Farben sind erstaunlich für eine eigentlich seriös-bürgerliche Partei. Wärme strahlt das nicht aus. Die Anmutung mit der Teilung ist der jungen Zielgruppe mit Social-Media- Gewohnheiten angepasst. Allerdings wirkt Sebastian Czaja sehr dunkel, fast diabolisch. Der Slogan untermauert den typischen Fortschritts-Optimismus der Liberalen – aber das Autothema ist eher für ein Flächenland wichtig.“

AFD

59 Großflächen/50 Kristin-Brinker-Plakate/Ihr Motto: „Berlin, aber normal“/ca. 500.000 Euro Wahlkampfetat/Berater-Agentur: keine Auskunft

Berlins Wahlplakate im großen B.Z.-Check!

Das Wahlplakat der AfD (Foto: AfD)

„Dass man Staus plant, ist populistisch. Man will aber keine Gängelung durch Politiker, die sich als Erzieher generieren. Durch den Slogan ‘Berlin. Aber normal‘ schwingt man sich auf zum Vertreter des vermeintlich gesunden Menschenverstandes, obwohl man eigentlich am Rand steht. Wie bei der Linken ist es kein optimistisches Plakat. Der untere Bereich wirkt bieder, könnte die eigene Klientel aber ansprechen.“

Das Plakate-Einmaleins

► Dürfen hängen von: Sonntag, 8. August (0.01 Uhr), bis 3. Oktober

► Verbotene Orte: Lichtmasten mit Verkehrszeichen, Ampeln, Bäume nur in Ausnahmefällen

► Anzahl: maximal vier Plakate verschiedener Parteien je Lichtmast

► Abstand: je Partei nur jeden zweiten Mast nutzen, damit alle eine Chance haben. Und: Abstand zum Boden 50 cm, zum Stellplatz 75 cm. Zu Kreuzungen je nach Bezirk 5 bis 20 Meter

► Befestigung: mit Kunststoff-Kabelbindern oder anderen nicht rostenden Materialien

► Tabuzone: 30-Meter-Sperrkreis um Wahlräume – auch für Unterschriftensammlung

► Kontrolle: Parteien müssen die Hängung der Plakate wöchentlich kontrollieren

Der Countdown zur Wahl – Was passiert vor und nach dem Wahltag?

16. August: Beginn der Ausgabe von Wahlscheinen und Briefwahlunterlagen

Bis 5. September: Anträge auf Eintragung in die Wahlverzeichnisse von nicht gemeldeten Personen

6. bis 10. September: Einsichtnahme in Wahlverzeichnisse

24. September: Letzter Termin für Anträge auf Erteilung von Wahlscheinen und Einsprüchen gegen die Versagung

26. September (8 bis 18 Uhr): Wahllokale geöffnet

26. September (bis 15 Uhr): Letzter Termin für Wahlscheinanträge bei plötzlicher Verhinderung

26. September (ab 18 Uhr): Ermittlung des Wahlergebnisses

Ab 27. September: Prüfung der Wahlergebnisse für jeden Wahlkreis

14. Oktober: Feststellung des endgültigen Ergebnisses durch Landeswahlausschuss

Bis 7. November: Zusammentritt des neu gewählten Berliner Parlaments (spätestens sechs Wochen nach der Wahl)

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Accept Read More

Privacy & Cookies Policy