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Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Viele Berliner kamen zu der Eröffnung am Dienstag und schauten sich im neuen Humboldt Forum um
Foto: Stefanie Herbst

19 Jahre nach dem Bundestags-Beschluss zum Wiederaufbau dürfen nun die ersten Besucher kommen. Zur festlichen Eröffnung gab es aber auch Proteste.

Von Martina Hafner und Dirk Krampitz

Hunderte Schaulustige säumten den Boulevard Unter den Linden, viele erkundigten sich nach Tickets für das neue Humboldt Forum.

19 Jahre nachdem der Bundestag am 4. Juli 2002 den Wiederaufbau des Berliner Schlosses entschieden hatte, wurde es unter freiem Himmel eröffnet.

Ein neuer Volkspalast im Herzen der Stadt! Ab Dienstag 16.30 Uhr dürfen nun alle in den 680 Millionen Euro teuren Bau, die ersten 100 Tage bei freiem Eintritt, wegen Corona sind allerdings Zeitfenster-Tickets zu buchen.

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Nach acht Jahren Bauzeit gestern endlich eröffnet: Das Humboldt-Forum (Foto: PAUL ZINKEN/AFP)

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Im Foyer unter der Kuppel sind die Kassen und die Informationsschalter untergebracht (Foto: Stefanie Herbst)

Zur feierlichen Eröffnung war der mit bunten Fahnen geschmückte Vorplatz des Hauses abgesperrt, ein Podium war aufgebaut. Schloss-Architekt Franco Stella (78) war anwesend, ebenso Mäzen und Wiederaufbauförderer Wilhelm von Boddien (79), der über 100 Millionen Euro an Spenden für das Schloss eingesammelt hatte.

Vor den Festreden gab es allerdings lautstarken Protest vom Lustgarten gegenüber. Eine Truppe von Aktivisten demonstrierte gegen die Ausstellung von kolonialer Kunst und skandierte: „Tear it down and turn it upside down“ (Reißt es ab und stellt es auf den Kopf).

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) (Foto: Stefanie Herbst)

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Am Lustgarten protestierten einige Aktivisten, die forderten, das Schloss abzureißen, weil es den Kolonialismus verharmlose (Foto: PAUL ZINKEN/AFP)

Davon ließ sich aber niemand beirren. Der Festakt begann, und zwar durchaus ungewöhnlich. Laute Schrubber-Geräusche drangen aus den Lautsprechern, ein halbes Dutzend Menschen in bunten T-Shirts begannen Besen zu schwingen. Generalintendant Hartmut Dorgerloh (59) erklärte die Bedeutung des merkwürdigen Balletts: „Der Besen als Symbol der Einweihung eines neuen Hauses und dafür, dass wir für diesen Ort Sorge tragen werden.“

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Bei der Einweihungsfeier wurde erst einmal gefegt. Der Besen steht als Symbol der Einweihung eines neuen Hauses (Foto: PAUL ZINKEN/AFP)

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Oliver mit Freundin Lisa (beide 30, Treptow): „Ich habe die Karten gewonnen. Mehr als das Gebäude hat mich als gebürtigen Berliner die Berlin-Ausstellung interessiert. Aber jetzt, wo ich hier bin, denke ich: schon gut geworden. Andererseits: Es war ja auch wirklich eine Menge Geld …“ (Foto: Stefanie Herbst)

Außerdem ertönte ein Gong als Zeichen des Friedens und der Einladung, so Dorgerloh, geschlagen von Tarek Ibrahim (42), der die Mitarbeiter-Nummer „Eins“ trägt, weil er vor fünf Jahren als erster Angestellter im Humboldt Forum begann.

Dorgerloh nahm die Proteste der Aktivisten in seine Begrüßungsworte auf: „Die Gegenstimmen machen es deutlich, dass das Humboldt Forum zum Austragungsort gesellschaftlicher Debatten wird und grundlegende Veränderungsprozesse anstoßen kann.“

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

André (47) und Matilda Moritz (5, Wedding) sitzen im Kindermuseum „Nimm Platz“ vor einem Flugsimulator: „Ich bin hier jahrelang vorbeigefahren und war neugierig. Darum bin ich mit Matilda hergekommen.“ Matilda: „Papa, hör auf zu reden, wir müssen fliegen.“ (Foto: Stefanie Herbst)

Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (59) ergänzte zum Thema: „Natürlich wird auch die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte hier bald eine zentrale Rolle spielen“, und verwies darauf, dass das Humboldt Forum treibende Kraft für notwendige Veränderungen werden könne.

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Gerd Engels (67, Rentner, Münster) schaut sich mit einem Fernglas ganz genau die steinernen Verzierungen im Foyer an: „Inzwischen wohne ich in Münster, aber ich habe lange in Berlin gelebt. Ich finde das Projekt sehr spannend. Und weil ich gerade zufällig in Berlin war, war es keine Frage, dass ich mir das natürlich ansehe.“ (Foto: Stefanie Herbst)

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (56) bekräftigte, dass das Haus genau für solche Debatten da sei und resümierte: „Das Humboldt Forum ist ein unschätzbares Geschenk für unsere Stadtgesellschaft.“ Alle drei Festredner würdigten Wilhelm von Boddiens unermüdliches Kämpfen für den Wiederaufbau des Schlosses und dankten ihm herzlich.

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Waltraut Glashagen (Reinickendorf): „Ich schwelge hier in Erinnerungen und habe mich extra schick gemacht. Ich bin in der Mulackstraße aufgewachsen, als Kind bin ich oft an der Schlossruine vorbei gelaufen. Im Palast der Republik konnte man dann später gut Party machen.“ (Foto: Stefanie Herbst)

Boddien sagte zur B.Z., als die Gesellschaft im Schlüterhof auf die Eröffnung anstieß: „Ich bin heute sehr glücklich, man kann hier am Abend wie auf einer Piazetta im warmen Sommerlicht sitzen, das hatten wir in Berlin noch nicht.“

Berlins neuer Volkspalast gefeiert und auch gleich angefeindet!

Monika und Heinz Pfitzinger (beide 85, Renickendorf) haben mit einem Sekt angestoßen: „Wir sind beide waschechte Berliner und uns interessiert, was in der Stadt passiert. Und als wir dann die Karten bekommen haben, war klar, dass wir uns heute die Ausstellungen, aber vor allem auch die Architektur ansehen.“ (Foto: Stefanie Herbst)

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

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