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Berlins Bildungssenatorin über die Öffnungen : „Viele andere Bundesländer öffnen wesentlich weiter als wir“

Trotz Ausbreitung der Mutation öffnen in Berlin ab 9. März die Grundschulen und Kitas, die Präsenzpflicht bleibt ausgesetzt. Fragen an Sandra Scheeres.

Berlins Bildungssenatorin über die Öffnungen : „Viele andere Bundesländer öffnen wesentlich weiter als wir“

Sandra Scheeres (SPD), Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, beantwortet nach der Senatssitzung Fragen von Journalisten.Foto: Wolfgang Krumm/dpa

Bislang erklärte Berlins Regierender Michael Müller (SPD), man wolle Schulöffnungen wegen der Mutation nur sehr vorsichtig beschließen. Und obwohl die Bund-Länder-Runde erst am Mittwoch stattfindet, geht in Berlin nun doch alles ganz schnell: Ab 9. März öffnen Grundschulen im Wechselunterricht für alle Klassen, alles Kinder dürfen wieder in die Kitas und ab Mitte März folgt auch die Oberstufe. Warum?
Ich widerspreche Ihnen nur ungern, aber schnell geht es in Berlin keineswegs. Wir öffnen an den Schulen sehr behutsam, vorsichtig und nur schrittweise. Mit Wechselunterricht und Schutzmaskenpflicht. Viele andere Bundesländer haben die Schulen schon vor Wochen wesentlich weiter geöffnet als Berlin, haben etwa alle Grundschulklassen wieder in die Schulen geholt. Wir stimmen unsere Entscheidungen zudem im Vorfeld im Senat ab. Alle Öffnungsschritte gehen wir vorbehaltlich des Infektionsgeschehens.

Und bei den Kitas?
Auch bei den Kitas ist der Öffnungsschritt gerechtfertigt. Es geht auch nicht zurück in den Normalbetrieb, sondern es gibt weiter Einschränkungen. Dazu zählt, dass es keinen Anspruch auf den vollen Betreuungsumfang nach Kita-Gutschein gibt und dass es stabile Gruppen gibt.

Nach wochenlangem Notbetrieb muss man abwägen: Das Infektionsgeschehen in Kitas ist gering. Wir hatten zuletzt rund die Hälfte der Kinder vor Ort. Dennoch gab es nur an 28 der mehr als 2700 Berliner Kitas Gruppen- oder Komplettschließungen wegen eines Corona-Falls. Dem gegenüber stehen Tausende Familien, die seit Wochen versuchen, Betreuung und Job unter einen Hut zu bekommen. Kinder dürfen ihre Freunde nicht sehen, verlieren den Anschluss.

Warum sind die Klassen sieben bis neun bei den Öffnungen noch nicht dabei?
Weil wir behutsam und vorsichtig vorgehen. Ich habe immer gesagt: Grundschülerinnen und Grundschüler sowie die Abschlussklassen haben oberste Priorität. Denn in der Grundschule und auch in der Kita werden die Grundlagen für den späteren Lernerfolg gelegt und Schulabschlüsse sind für den weiteren Lebensweg von großer Bedeutung.

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Ich weiß, dass es gerade die Jahrgangsstufen 7 bis 9 derzeit schwer haben, mitten in der Pubertät fehlt der unmittelbare Kontakt zu Mitschülern und Lehrkräften. Sobald wir es verantworten können, werden wir auch sie im Wechselunterricht in die Schulen holen. Aber gerade Grundschüler sind im Umgang mit dem Computer für den Online-Unterricht in der Regel noch nicht so versiert wie die Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe 1.

In den vergangenen Wochen waren Hilferufe von Familien immer lauter geworden, die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind überlaufen. Die Oberstufenschüler einer Schule in Tempelhof-Schöneberg haben alarmierende Botschaften im Internet veröffentlicht. Muss jetzt in Kauf genommen werden, dass sich die Mutation ausbreitet, um die psychische Gesundheit der Kinder nicht zu gefährden?

Ich habe seit Monaten darauf hingewiesen, dass viele Schülerinnen und Schüler im Lockdown besonders leiden. Auch Psychologen sowie Kinder- und Jugendärzte, mit denen ich im Austausch bin, sorgen sich um das mentale und psychische Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen.

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Genau deshalb wollen wir jetzt den nächsten Öffnungsschritt gehen. Gleichzeitig tun wir in den Schulen alles, um das Infektionsrisiko zu minimieren: Wechselunterricht, Schutzmaskenpflicht und die zahlreichen Bestimmungen aus den Hygieneplänen werden strikt umgesetzt.

Gerade ist unsere erweiterte Teststrategie angelaufen, zunächst mit Schnelltests für das Dienstpersonal, bald auch mit Selbsttests für Schüler. Die ersten Pädagogen erhalten nun Impfangebot. Auch dafür haben wir uns stark gemacht.

Wie soll der verpasste Stoff nachgeholt werden? Ihr SPD-Kollege Gordon Lemm, Bildungsstadtrat in Marzahn-Hellersdorf, hatte bereits Samstagsunterricht vorgeschlagen.

An den Schulen werden wir systematisch Lernstanderhebungen durchführen, um genau zu erkennen, wo die Schülerinnen und Schüler tatsächlich Rückstände haben. Dann werden wir gezielt Angebote zur Lernförderung machen.

Es stehen außerhalb des Stundenplans sehr viele Unterrichtsstunden für Sprachförderung bereit, wir haben zudem unsere Ferienschulangebote und das Projekt LernBrücken, mit dem Sozialarbeiter gezielt schwer erreichbare Schüler aufsuchen. Weitere unterstützende Maßnahmen sind gerade in Arbeit. Wir freuen uns auch, dass der Bund für Unterstützungsmaßnahmen zusätzliche Mittel in Aussicht gestellt hat.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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