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Arthur Koestler in Israel : Sonnenfinsternis und Morgenröte

Arthur Koestlers “Sonnenfinsternis” ist ein Jahrhundertbuch über den modernen Totalitarismus. Nun ist ein Band über seine Zeit in Israel erschienen.

Arthur Koestler in Israel : Sonnenfinsternis und Morgenröte

Der Schriftsteller Arthur Koestler, hier in einer undatierten Aufnahme.Foto: picture alliance / dpa

Vor 80 Jahren, 1940 in London, ist ein Jahrhundertbuch erschienen: Arthur Koestlers „Darkness at Noon“, der Schlüsselroman über den modernen Totalitarismus am Beispiel der stalinistischen „Säuberungen“ und Schauprozesse in den 1930er Jahren. Erst 1946 folgte die französische Übersetzung, die mit Millionen verkauften Exemplaren den Welterfolg einläutete. Noch im selben Jahr kam Koestlers „Sonnenfinsternis“ dann auch auf Deutsch heraus, noch als Exilausgabe und wieder in einem Londoner Verlag.

Das abenteuerlich Kuriose der 1938 begonnenen Entstehungsgeschichte war, dass Arthur Koestler als Emigrant und zwischenzeitlich in Spanien während des Bürgerkrieg und in Frankreich nach der deutschen Besatzung inhaftierter Autor die „Sonnenfinsternis“ zunächst auf Deutsch verfasst hatte. Vor und nach der rettenden Flucht nach Großbritannien übersetzte Koestlers damalige englische Geliebte Daphne Hardy den Text portionsweise ins Englische, und bald galt das deutsche Urmanuskript als verschollen.

Die erste deutsche Ausgabe beruhte wiederum aus einer von Assistenzkräften betreuten Rückübersetzung Koestlers, der als Autor mittlerweile ins Englische gewechselt war. Erst 2015 hat dann der Literaturwissenschaftler Matthias Weßel in Zürich ein Typoskript des Romans aus dem Jahr 1940 entdeckt, worauf vor zwei Jahren „Sonnenfinsternis“ erstmals als gut kommentierte Edition „nach dem deutschen Originalmanuskript“ publiziert werden konnte (Elsinor Verlag, Coesfeld 2018, 256 Seiten, 28,- Euro).

Koestler kam als Journalist und UN-Beobachter in das umkämpfte Israel.

Nun hat sich Elsinor ein weiteres Mal um den bis heute höchst lesenswerten Zeitzeugen und Romancier verdient gemacht: Arthur Koestler „Mit dem Rücken zur Wand. Israel im Sommer 1948“ (Aus dem Englischen von Karin Miskon-Raschik, Elsinor 2020, 174 Seiten, 25,- Euro). Es ist wiederum eine Premiere, die Übersetzung des Mittelteils aus Koestlers 1949 zuerst in New York erschienenem Buch „Promise and Fulfilment: Palestine 1917-1949“, in dem Koestler als Augenzeuge den Unabhängigkeitskrieg der jüdischen Siedler und die Staatswerdung Israels schildert.

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Koestler kam damals halb als Journalist, halb als UN-Beobachter in das umkämpfte Land. Selbst Jude, lagen seine Sympathien bei dem bedrängten, werdenden Staat Israel. Doch erkannte Koestler bereits die Keime kommender Konflikte und Widersprüche. Das wirkt überaus spannend: etwa, wenn Koestler mit dem ersten Ministerpräsidenten Ben Gurion diskutiert und davor warnt, schon in den Schulen statt Weltoffenheit religiöse und nationalistische Verengung zu lehren.

Das liest sich wie die frühe Vorlage zu einem der besten neuen Bücher zum Thema, nämlich Omri Boehm „Israel – eine Utopie“ (Propyläen 2020, 256 Seiten, 20,- Euro) . Auch der 41-jährige, heute in New York lehrende Philosoph und frühere israelische Geheimdienstmann plädiert für eine säkulare, weniger ethnisch-religiöse Fundierung als Zukunftsmodell für Israels Demokratie.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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