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ARD-Film mit BSR-Touch : Ist das Kunst oder kann das…

„Die Drei von der Müllabfuhr“: Freitagabend-Unterhaltung der geglückten Art mit Uwe Ochsenknecht im Ersten.

ARD-Film mit BSR-Touch : Ist das Kunst oder kann das...

Ein Metallgestänge ist ein Metallgestänge ist ein Metallgestänge. Die Müllwerker Werner Träsch (Uwe Ochsenknecht, links) und…Foto: ARD Degeto/Britta Krehl

Wenn eine Filmreihe bei der sechsten Produktion angelangt ist, könnte die Skepsis entsprechend mitgewachsen sein. Zu viel Verlass auf die Erfolgsfaktoren, ein Repetitorium des bereits Gezeigten, eine fatale Behaglichkeit im Geschehen und im Personal. „Die Drei von der Müllabfuhr“ hat da erfreulich größeren Ehrgeiz: Die Müllwerker-Crew um „Käpt’n“ Werner Träsch (Uwe Ochsenknecht), Ralle Schieber (Jörg Hentschel) und Tarik Büyütürk (Aram Arami) agiert nicht auf der Stelle, sie bewegt sich seitwärts und sie bewegt sich vorwärts.

Natürlich versammelt auch Episode sechs – „Operation Miethai“ – kleine Geschichten in der großen Stadt, natürlich ist der Käpt’n unverändert der Kiez-Versteher, der kaum zur Müllabfuhr kommt, weil er sich um die Sorgen und Belange derer kümmern, die es nicht so leicht im Leben haben. Auch im Privaten ist Werner 24/7 beschäftigt: Seine Beziehung zu Gabi Hertz (Adelheid Kleineidam) erlebt Höhen und Tiefen, Werner ist nicht immer der Feinfühligste, seine emotionale Intelligenz ist ausbaufähig.

Aber gerade in dieser Zentralfigur offenbart sich die Entwicklungsbereitschaft der Filmreihe. Werner Träsch geht nicht mehr derart breitbeinig durchs Leben, er erkennt Fettnäpfchen, ehe er reintritt, sein Helfersyndrom ist einem Sinn für Gerechtigkeit gewichen, ein Gran Toleranz ist bei diesem Contra-Typen dazugekommen. Klar, Werner Träsch ist weiter der alltagsnahe Müllwerker, zugleich ein glaubwürdiger Großstädter.

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Auch seine „Herzensdame“ Gabi erlebt eine bipolare Öffnung: Die Späti-Betreiberin will unbedingt Laubenpieperin werden und interessiert sich zugleich für moderne Kunst. Diese Neigung kann auch der Intellektuelle auf dem Müllbock, Ralle Schieber, in der neuen Folge weiter und breiter ausleben. Nicht ohne Ironie hat Autor Toks Körner ihm die Geschichte zugeschrieben, dass Ralle das wesentliche Teil einer Installation bei der Sperrmüll-Abfuhr entsorgt hat.

Und weil diese 90 Minuten so dicht und so sinnvoll dicht daherkommen wollen, ist die fatale Ist-das-Kunst-oder-kann-das-weg-Aktion in der Galerie von Eddi (Silke Geertz) passiert. Sie ist die Schwester von Müllwerker Specki (Frank Kessler), die Geschwister hatten sich auseinandergelebt – aber das muss ja so nicht von Ewigkeit sein. Da bleiben sich „Die Drei von der Müllabfuhr“ treu: Sie machen nicht wenige Extratouren. Also bekommen sie es mit dem Miethai Waselitzki (Rainer Reiners) zu tun, der alle Register zieht, um Wohnungen zu „entmieten“, die dann zu Wucherpreisen neu vergeben werden. Der bekannte Anonymus „Flash“, eigentlich Chris (Max Woelky), zeigt ihn auf einem Graffiti als dicke Kröte, die auf einem dicken Geldhaufen sitzt. Tarik kennt diesen Chris, deckt ihn, Chris hat Stress mit seiner Freundin Lea (Janina Agnes), aber da ist ja noch die Tochter von Werner, Annika (Laura Louisa Garde), eine Reporterin, die eine Idee hat, wie man dem Miethai beikommt.

[Die Drei von der Müllabfuhr: Operation Miethai”, ARD, Freitag, 20 Uhr 15]

Das dramaturgische Prinzip liegt auf der Hand: Mehrere kleine Geschichten formen sich zum großen Bild, in der Totale zeigt sich Berlin, ansonsten wird der Kiez in seiner ganzen Vitalität und Diversität in den Blick genommen wird. Die Müll-Combo ist das Zentralgestirn, neben Familie, Freunden, Verwandten treten jeweils Protagonisten auf, um die sich herum die Episodenstorys aufziehen lassen. Es geht, in überschaubaren Bewegungen, hin und her, ehe Wirrung und Irrung sich ins Happy End heruntergedimmt werden; Probleme sind dazu da, um gelöst zu werden.

Könnte schmalzig werden, wird es aber nicht. Die Reihe spielt in Berlin, da ist es mit aufgeschminktem Sentiment nicht so weit her. Natürlich haben die entscheidenden Figuren das Herz am rechten Fleck, doch diese klebrige Rührseligkeit, die beispielsweise die „Lindenstraße“ immer mehr geprägt hatte, die fehlt.

Nicht länger Superhero der Hinterhöfe

Regisseur Hagen Bogdanski weiß, was er tut. Flott wird vom (Großstadt-)Alltag erzählt, geschmeidig sind die Szenen aneinander gefügt, ohne dass Unübersichtlichkeit und Hektik ausbrechen. Der Zuschauer ist immer orientiert, auch in der Hinsicht, wem er seine Sympathien schenken soll. Die drei Müllwerker von Jörn Hentschel, Aram Arami und Uwe Ochsenknecht sind vorneweg, speziell Ochsenknecht tut es gut, wenn er nicht der Superhero der Hinterhöfe ist. Es reicht, wenn der Käpt’n menschliche Schwächen, menschliche Stärken zeigt – und damit menschliche Größe.

Das ist Wohlfühlfernsehen für ein Freitagabend-Publikum, das nach Entspannung sucht. Es ist aber kein Fernsehen, das als Problem-Parlando resüssieren will, dazu sind die Struktur der Story, die Figurenzeichnung und die Spielintelligenz des Ensembles zu ausgeprägt.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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