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AOK-Studie zu Lungenerkrankten : Berlin hat die meisten COPD-Patienten

Die Lungenerkrankung COPD gilt als sechsthäufigste Todesursache. Am stärksten betroffen: die Länder Berlin und Nordrhein-Westfalen. 

AOK-Studie zu Lungenerkrankten : Berlin hat die meisten COPD-Patienten

Hauptursache für COPD: das Rauchen.Foto: Jens Kalaene/dpa

Liegt es an der Raucherquote, der Feinstaubbelastung oder schlicht an einer höheren Quote sozial benachteiligter Menschen? Von allen Bundesländern ist Berlin mit rund 8,6 Prozent der über 40-jährigen Bewohner am stärksten von der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) betroffen. Das sind fast drei Prozentpunkte mehr als im Südwesten, und der Bundesdurchschnitt beträgt lediglich 7,1 Prozent.

Allerdings kommt auch das Flächenland Nordrhein-Westfalen auf Werte, die nicht viel besser sind. Das geht aus dem „Gesundheitsatlas COPD“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor, der heute im Vorfeld des Weltnichtrauchertages am 31. Mai veröffentlicht wird. Demnach ist die Quote der Erkrankten nach Berlin in NRW (mit 8,4 Prozent) und im Saarland (mit 8,1 Prozent) am höchsten. Die wenigsten Probleme mit der Lungenerkrankung haben Baden-Württemberg (5,8 Prozent), Sachsen (6,0 Prozent) und Bayern (6,2 Prozent).

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Bei COPD handelt es sich um eine chronische Erkrankung der Lungen, die zur Verengung der Atemwege führt. Zu den typischen Symptomen zählen Atemnot, Husten oder Auswurf. Meist verschlimmert sich die Krankheit im Laufe der Jahre. So liegt in Berlin der Prävalenz-Gipfel bei den Männern im Alter von 80 bis 84 (20,0 Prozent), bei den Frauen sogar bei 85 bis 89 Jahren (15,6 Prozent). In Deutschland leben rund 3,4 Millionen Menschen mit COPD-Diagnose. In den vergangenen 20 Jahren hat die Zahl der dadurch verursachten Klinikbehandlungen und Todesfälle deutlich zugenommen – und Schätzungen zufolge werden die Fallzahlen bis 2050 weiter steigen. 2018 starben mehr als 30.000 Menschen an COPD. Sie liegt bei den häufigsten Todesursachen auf Rang Sechs, hinter diversen kardiovaskulären Erkrankungen, Lungenkrebs und Demenz. Für Corona-Impfungen gehören die betroffenen Patient:innen zur Prioritätsgruppe Drei, weil eine Covid-19-Erkrankung bei ihnen häufiger schwere Komplikationen nach sich zieht.

Gelsenkirchen hat mehr als doppelt so hohe Werte wie Münster 

Als bedeutsamster Risikofaktor für COPD gilt das Tabakrauchen, doch auch eine hohe Feinstaubbelastung kann die Erkrankung begünstigen. Heruntergebrochen auf Regionen und Ballungszentren belegt die Studie wohl auch deshalb erhebliche Unterschiede zwischen eher ländlich geprägten Kreisen und größeren Städten. Das lässt sich gut an der Region Nordrhein nachvollziehen. Während etwa im Rhein-Sieg-Kreis der Anteil von COPD-Erkrankten bei den über 40-Jährigen nur 6,7 Prozent beträgt, liegt er in Remscheid bei 11,2 Prozent – ein negativer Spitzenwert für die gesamte Region.

Auch andere Großstädte im dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen schneiden eher schlecht ab. Der bundesweite Negativ-Spitzenreiter ist Essen. So hoch wie dort ist der Anteil COPD-Erkrankter in keiner anderen deutschen Großstadt mit mehr als 500.000 Einwohnern. Düsseldorf kommt auf 9,2 Prozent, Dortmund auf 9,0. Und Köln hat mit 8,6 Prozent den gleichen Wert wie das fast viermal größere Berlin. Es folgen Nürnberg (8,1 Prozent), Leipzig (7,3) und Hamburg (6,6).

Ganz unten bei den chronischen Lungenerkrankungen liegen erwartungsgemäß die etwas kleineren Fahrrad-Metropolen Münster und Freiburg sowie Heidelberg (jeweils nur 5,2 Prozent). Gelsenkirchen und Remscheid kommen mit 12,1 und 11,2 Prozent auf mehr als doppelt so hohe Quoten. Unter den Großstädten haben Dresden (5,6) und München (5,8) die geringsten COPD-Probleme. Auf erstaunlich niedrige Werte kommen allerdings auch Frankfurt/Main und Stuttgart mit jeweils 6,1 Prozent.

Regionen mit hoher Raucherquote besonders betroffen

Experten gehen davon aus, dass 80 bis 90 Prozent der COPD-Patient:innen Raucher sind oder waren. Zigarettenrauchen erhöht das Risiko um das 13-Fache. Insofern beschäftigt sich die Studie auch mit dem Nachweis solcher Zusammenhänge. Und die Wissenschaftler wurden fündig: In Regionen, in denen der Raucherquote laut Mikrozensus 2017 am niedrigsten war, betrug auch die COPD-Häufigkeit nur 6,3 Prozent. In Regionen mit besonders hohem Anteil an Tabakkonsument:innen lag sie bei 7,8 Prozent.

Die Reizstoffe im Tabakrauch können chronische Entzündungen der Bronchien bewirken. Und entzündete Atemwege machen das Atmen mit der Zeit immer schwerer. „Gar nicht erst mit dem Rauchen anzufangen ist das Beste, was man tun kann, um eine COPD-Erkrankung zu vermeiden“, sagt Maria Albota. Ansonsten seien Angebote und Kurse zur Raucherentwöhnung eine der wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Erkrankung.

Dass Männer häufiger eine COPD-Diagnose erhielten, lasse sich auch durch das unterschiedliche Raucherquote der Geschlechter erklären, betont der Vorstandschef der AOK Rheinland/Hamburg, Günter Wältermann. Statistiken belegten, „dass in den vergangenen Jahren stets mehr Männer als Frauen geraucht haben.“ Nach Angaben aus dem Tabakatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums 2020 kommt der COPD-Spitzenreiter Berlin beispielsweise auf eine Raucherquote von 30,6 Prozent aller Erwachsenen. Der Bundesdurchschnitt beträgt lediglich 27,1 Prozent. Und in Bayern und Baden-Württemberg – den Ländern mit besonders niedriger COPD-Prävalenz – liegt der Raucheranteil unter 26 Prozent.

Auch Feinstaubbelastung spielt eine Rolle

Neben dem Tabakkonsum spielt aber auch die Feinstaubbelastung bei den COPD-Erkrankungen eine nicht unwesentliche Rolle: Deutschlandweit beträgt die Prävalenz in den Regionen mit der niedrigsten Feinstaubbelastung laut AOK-Gesundheitsatlas lediglich 6,7 Prozent. In Regionen mit hoher Feinstaubbelastung sind es 7,7 Prozent. „Luftschadstoffe können zur Entstehung einer COPD beitragen oder die Symptomatik bei Erkrankten verschlimmern“, bestätigt Georg Sabin, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Experte des Medizinischen Kompetenz Centrums (MKC) der AOK Rheinland/Hamburg. Die Auswirkungen von Feinstaub auf den Gesundheitszustand und auf die Sterblichkeit bei COPD-Erkrankten seien durch Studien belegt.

Entsprechend der Zusammenhang mit der jeweiligen Siedlungsdichte. In Großstädten beträgt die COPD-Prävalenz 7,8 bis 7,9 Prozent, in ländlichen Gebieten gerade mal 6,5 bis 7,0 Prozent – und das sind schon die alters- und geschlechtsstandisierten Werte. Und ähnlich ist der Befund auch, wenn man ärmere Regionen mit wohlhabenderen vergleicht. Den sogenannten Deprivationsindex des Robert-Koch-Instituts zugrundegelegt, kommen Regionen mit einem hohen Anteil an materiell und sozial Benachteiligten auf 7,7 bis 7,9 Prozent an COPD-Erkrankten. In Regionen mit hohem sozialen Status sind es der Studie zufolge 6,2 bis 6,6 Prozent.

In der Vorgängerstudie des WIdO zum Thema Asthma bronchiale – vorgelegt vor einem halben Jahr – waren derartige Zusammenhänge nicht so offensichtlich. Und interessanterweise lag die COPD-Hauptstadt Berlin bei der Prävalenz dieser Lungenerkrankung mit 4,1 Prozent nur im unteren Mittelfeld, schnitt sogar besser ab als Dresden und München. Dortmund, Essen, Nürnberg und Leipzig rangierten allerdings auch bei der Quote der Asthma-Erkrankten bundesweit an der Spitze – und bei den Städten unter 500.000 Einwohnern war ebenfalls Remscheid am stärksten betroffen. Auf die wenigsten Asthma-Erkrankten kam Kiel, wohl auch wegen seines See-Klimas. 

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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